Kehrt der Smiley zurück?
Pankower Bezirkspolitik diskutiert wieder über die Veröffentlichung der Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen

2009 gab es bereits in Pankow Smiley-Aufkleber für Lebensmittelbetriebe mit einem positiven Kontrollergebnis. Aufgrund einer Klage musste dieses System wieder abgeschafft werden. | Foto: Bernd Wähner
2Bilder
  • 2009 gab es bereits in Pankow Smiley-Aufkleber für Lebensmittelbetriebe mit einem positiven Kontrollergebnis. Aufgrund einer Klage musste dieses System wieder abgeschafft werden.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Lebensmittelbetriebe werden in Pankow zwar regelmäßig kontrolliert, aber Anzahl und Rhythmus der Kontrollen reichen nach Auffassung von Bezirksverordneten nicht aus. Dieses Fazit ziehen die Bezirkspolitiker nach einem Bericht des Stadtrats für öffentliche Ordnung, Daniel Krüger (für AfD).

„Der Bericht des Bezirksamtes ist leider nicht zufriedenstellend“, sagt der Verordnete Gregor Kijora (SPD). „Die vorgelegte grobe Statistik aus dem Jahre 2018 entspricht nicht der Forderung nach einer Präsentation der Ergebnisse im Einzelnen. Viel schlimmer ist, dass diese grobe Statistik die Vermutung nahelegt, dass Hygienestandards in lebensmittelverarbeitenden Betrieben in Pankow oftmals nicht eingehalten werden. Eine genauere Betrachtung hätte hier Licht ins Dunkel bringen können.“

Außerdem werde der Transparenz, die bereits in einem entsprechenden BVV-Beschluss gefordert wurde, nicht entsprochen. Kijora hatte im vergangenen Oktober beantragt, dass das Bezirksamt halbjährlich einen detaillierten Bericht zu den Lebensmittelkontrollen der BVV vorlegen soll. Das beschloss die BVV dann auch so. In seinem ersten Bericht gab der Stadtrat nun eine Übersicht über das komplette Jahr 2018. Trotzdem sind diese Zahlen bereits recht aufschlussreich.

In Pankow sind demnach rund 7300 Lebensmittelbetriebe registriert – Hersteller, Vertriebsunternehmen, Einzelhändler, Imbisse und Gaststätten. 2018 sind 2369 Firmen von Lebensmittelkontrolleuren des Bezirksamtes aufgesucht worden. Bei fast der Hälfte der Betriebe stellten diese Verstöße fest, die meisten in Sachen Hygiene sowie Kennzeichnung und Aufmachung der Lebensmittel. Um sich zu überzeugen, dass Mängel auch wirklich abgestellt wurden, sind Betriebe mindestens einmal nachkontrolliert worden. „Darüber hinausgehende Auswertungen beziehungsweise die Aufbereitung von zusätzlichen Statistiken sind aufgrund des damit verbundenen Aufwandes durch die Verwaltung nicht leistbar“, erklärte Stadtrat Daniel Krüger am Ende seines Berichts.

Krüger deutete zudem an, dass das Pankower Bezirksamt an der Wiedereinführung des Smiley-Systems arbeite. Das wurde im Bezirk erstmals 2009 eingeführt. Eine Übersicht kontrollierter Lebensmittelbetriebe sowie deren Bewertung mit Symbolen wurden im Internet veröffentlicht. Mit diesem bundesweit bis dahin einmaligen Projekt sollte Verbraucherschutz transparenter werden. Jeder sollte wissen, in welchen Restaurants und Cafés, Imbissen und Supermärkten alles in Ordnung ist. Zusätzlich wurde Lebensmittelbetrieben, die bei Kontrollen positiv auffielen, mit einem Smiley-Aufkleber ausgezeichnet, den sie an ihren Eingang ankleben konnten.

Was viele Verbraucher klasse fanden, schmeckte aber einigen Lebensmittelbetrieben nicht. Letztlich klagte eine Supermarktkette gegen das Smiley-System und erwirkte 2014 vor dem Verwaltungsgericht dessen Einstellung. Doch nun wird offenbar über eine rechtssichere Variante wieder nachgedacht. Das ist auch angebracht. Denn inzwischen gibt es eine bundesweite Initiative des Vereins foodwatch, der Kontrollergebnisse von Behörden in Zusammenarbeit mit der Initiative FragDenStaat auf der Online-Plattform „Topf Secret“ veröffentlicht.

Auf www.t1p.de/topf-secret ist es für Bürger seit rund einem Jahr möglich, auf Grundlage des Verbraucherinformationsgesetzes amtliche Kontrollergebnisse abzufragen. Dazu zählen auch solche, die die Behörden bislang geheimhalten. Im Anschluss können die Nutzer die Berichte auf der Plattform hochladen. Während in weiten Teilen der Bundesrepublik Bürger die beantragten Informationen von den Behörden erhalten, stellen sich einige Ämter in Berlin quer. Deshalb haben foodwatch und FragDenStaat bereits eine Musterklage gegen das Land Berlin auf den Weg gebracht, über die noch nicht entschieden ist. Die Initiatoren von „Topf Secret“ fordern außerdem ein Transparenzsystem wie zum Beispiel mittels Smileys. Würde Pankow eine Wiedereinführung dieses Systems gelingen, wäre der Bezirk erneut ein Vorreiter – zumindest unter den Berliner Bezirken.

2009 gab es bereits in Pankow Smiley-Aufkleber für Lebensmittelbetriebe mit einem positiven Kontrollergebnis. Aufgrund einer Klage musste dieses System wieder abgeschafft werden. | Foto: Bernd Wähner
Ein sichtbares Zeichen für herausragende Hygiene war der Smiley-Aufkleber. Der damalige Stadtrat für Öffentliche Ordnung, Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/ Die Grünen), brachte ihn 2009 an der Eingangstür des Domicils Am Schlosspark an.  | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

88 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 477× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 765× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 746× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.137× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.