400 Schrottfahrräder gesammelt
Fahrradleichen werden aufgearbeitet

Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (Bildmitte) traf sich mit Delia Braunmühl von der Chance gGmbH sowie Patrick Schippers und Astrid Kröger (rechts) von der Beta gGmbH, um das weitere Vorgehen beim Upcycling der Räder zu besprechen. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (Bildmitte) traf sich mit Delia Braunmühl von der Chance gGmbH sowie Patrick Schippers und Astrid Kröger (rechts) von der Beta gGmbH, um das weitere Vorgehen beim Upcycling der Räder zu besprechen.
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Seit Anfang des Jahres 2023 häuften sich im Ordnungsamt die Beschwerden über „Schrottfahrräder“. Deshalb sammelte das Bezirksamt in einem Pilotprojekt solche Räder ein und führte sie einer neuen Verwertung zu.

„Grundsätzlich kann jeder sein Fahrrad im öffentlichen Raum abstellen, anschließen und es auf unbefristete Zeit stehen lassen“, stellt Manuela Anders-Granitzki (CDU), Stadträtin für Ordnung und Öffentlichen Raum, klar. Allerdings stehen manche Räder über viele Monate unbewegt an bestimmten Orten. Bei einigen fehlt der Sattel, bei anderen das Vorder- oder Hinterrad, mitunter auch der Lenker oder es ist gar nur noch der vor sich hin rostende Fahrradrahmen übrig. Spätestens wenn eine leicht grünliche Moosschicht auf dem Rahmen wächst, liegt die Vermutung nahe: Dieses Rad will offenbar keiner mehr. Das ist ein Schrottfahrrad beziehungsweise eine Fahrradleiche.

Von solchen Fahrradleichen gibt es Hunderte in Pankow. Manche stehen an so ungünstigen Stellen, dass sich Passanten über sie beschweren. Andere blockieren öffentliche Fahrradabstellplätze oder -bügel.

Gesetzeslage beachten

Weil es immer mehr solcher Schrottfahrräder gab, erhielt das Bezirksamt in den zurückliegenden Jahren auch immer wieder von Bezirksverordneten den Auftrag, sich um die Beseitigung dieser Wracks zu kümmern. Doch die Umsetzung dieses Auftrages ist gar nicht so einfach. Es sind nämlich juristische Sachverhalte zu beachten. Die Fahrräder sind alle irgendwann einmal käuflich erworben worden, haben deshalb einen Eigentümer. Und weil jeder das Recht hat, sein Fahrrad, also sein Eigentum, auf unbegrenzte Zeit im öffentlichen Raum abzustellen, kann es nicht einfach von Amtswegen eingezogen werden. Das käme einem Diebstahl gleich.

Deshalb war ein rechtssicheres Procedere zu entwickeln, damit die Schrottfahrräder aus dem öffentlichen Straßenland vom Ordnungsamt abtransportiert werden können. Von Bürgern gemeldete und von Ordnungsamtsmitarbeitern entdeckte Fahrradleichen wurden zunächst mit einem gelben Aufkleber versehen, der die Eigentümer mit Fristsetzung auffordert, sich ihres Fahrrades wieder anzunehmen. Tat sich nach einem Vierteljahr nichts, ließ das Ordnungsamt die Fahrräder oder Fahrradreste von einem Transportunternehmen einsammeln und auf einer dem Bezirksamt gehörende, gesicherte Fläche abstellen. „Im zurückliegenden Jahr sind bei vier Scherpunkteinsätzen insgesamt 400 Schrottfahrräder eingesammelt worden“, berichtet Stadträtin Anders-Granitzki. Die meisten davon standen an Bahnhöfen und im öffentlichen Straßenland in Prenzlauer Berg.

Alle Räder erhielten eine Banderole an den Rahmen, auf der der Standort verzeichnet ist, an dem sie gefunden wurden. Von allen Rädern wurden die Rahmennummern, soweit vorhanden, an die Polizei gemeldet. Die recherchierte ihrerseits, ob eines der Räder als gestohlen gemeldet wurde. Wäre das der Fall gewesen, wäre das Fahrrad dem Besitzer zurückgegeben worden. Doch die 400 eingesammelten Fahrräder blieben über viele Monate auf der Bezirksamtsfläche stehen, ohne dass sie Besitzern zuzuordnen waren.

Soziale Träger arbeiten die Räder auf

Aber was sollte nun mit den Fahrradleichen geschehen? Das Bezirksamt nahm mit gemeinnützigen sozialen Trägern Kontakt auf. Der Beta Bildung Training Arbeit gGmbH, der Stern-Radio Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft für Arbeitnehmer mbH, der Goldnetz gGmbH und dem Chance e.V. sind die Schrottfahrräder nun angeboten worden.

Die gemeinnützigen Träger suchen sich jetzt die Fahrräder aus, die sie zur Aufarbeitung oder Ersatzteilgewinnung haben möchten. In ihren Werkstätten werden die Räder aufgearbeitet und sollen dann finanziell benachteiligten Menschen zur Verfügung gestellt werden. Nur „Fahrradleichen“, die nicht mehr gerettet werden können, lässt das Bezirksamt verschrotten.

Projekt geht 2024 weiter

Durch das Upcycling der Räder fällt wenig Abfall an und viele alte Räder werden wieder zu fahrbaren Untersätzen. Finanziert wird das gesamte Schrottfahrrad-Projekt mit Mitteln aus dem Senatsaktionsprogramm „Saubere Stadt“, informiert Manuela Anders-Granitzki. Im Jahr 2024 soll das Projekt fortgesetzt werden. Denn die Fläche, auf der die eingesammelten Räder zwischengelagert wurden, ist inzwischen weitgehend beräumt. Somit ist wieder Platz für neue Schrottfahrräder.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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