Urban Gardening in der Anlage
Neue Hochbeete in der Kleingartenanlage "Hoffnung" aufgestellt
Neben Sport ist eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigung der Berliner das Gärtnern.
Zwischen Balkon und Baumscheibe gibt es unterschiedliche Arten des Stadtgärtnerns. Die Kleingärten und das Urban Gardening sind wohl die verbreitetsten Arten, sich mit dem Obst- und Gemüseanbau in der Freizeit zu beschäftigen. Die einen ackern auf mehreren hundert, die anderen auf zwei Quadratmetern. Die einen binden sich auf Jahre und Jahrzehnte an die Scholle, für die anderen ist es ein temporärer Spaß. Was beide gemeinsam haben, ist die große Freude daran, mit den Händen in der Erde zu wühlen und am Ende in die selbstgezogene Möhre zu beißen.
In Französisch Buchholz gibt es nun eine Mischung aus beiden Arten des Gärtnerns nebeneinander. Die Pächter der Kleingartenanlage „Hoffnung“ an der Zimbelstraße bauten auf ihrer Gemeinschaftsfläche einen Urban-Gardening-Bereich auf. Dieser ist vor wenigen Tagen um vier Hochbeete ergänzt worden. Die Kleingärtner wurden dabei von der Bündnisgrünen Spitzenkandidatin zur Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, Bettina Jarasch, prominent unterstützt. Außerdem halfen die Vorsitzende des Bezirksverbandes der Gartenfreunde, Viola Kleinau, und Michael Matthei, Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde Berlin, tatkräftig mit.
Die Politikerinnen und Gartenfreunde kamen nicht nur zum symbolischen Angießen der jungen Pflanzen, sondern halfen mit Schaufel und Schubkarre beim Mutterboden-Auffüllen der Hochbeete. Die neuen Urban-Gardening-Beetpaten nahmen danach ihre persönlichen zwei Quadratmeter Anbaufläche sogleich in Besitz. Eifrig wurden Basilikum, Salbei, Erdbeeren, Bohnen, Tomaten gesät und gepfanzt.
Gemeinsames Ziel: Gärten schützen
In einem Podiumsgespräch lieferten sich anschließend die passionierte Kleingärtnerin Stefanie Remlinger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen im Abgeordnetenhaus (AGH), und Notker Schweikhardt, Urban Gardener aus den Schönegärten in Schöneberg, ein nicht ganz ernstgemeintes Battle zwischen den Kulturen. Bei allen Unterschieden kamen sie zu dem Ergebnis, dass beide Formen des Stadtgärtnerns ihre Berechtigung haben und die Gärten unbedingt gefördert und vor allem auch geschützt werden müssen.
Beim Schutz der Kleingärten war man zuletzt in Berlin in eine Sackgasse geraten. SPD und Linke hatten ein Kleingartenflächensicherungsgesetz erarbeitet. Die Grünen mussten nach Beauftragung des Wissenschaftlichen Dienstes des AGH feststellen, dass das Land Berlin in dieser Angelegenheit keine Gesetzgebungskompetenz hat.
Im Vorfeld der Veranstaltung in der Anlage „Hoffnung“ trafen sich Grüne und Vertreter der Berliner Kleingartenverbände in einer Online-Konferenz. Sie verständigten sich darauf, dass sie ein gemeinsames Ziel hätten, nämlich die Kleingärten zu schützen und dann auch für mehr Menschen zu öffnen.
Einig war man sich über die Bedeutung der planungsrechtlichen Sicherung. Kleingärten müssten als Grünflächen im Flächennutzungsplan dargestellt und Bebauungspläne vor allem für Kleingartenanlagen unter drei Hektar erstellt werden. Das biete insbesonderen Schutz für Anlagen auf privaten Flächen. Es sei eine zentrale Aufgabe der Landespolitik zu sichern, dass die Bezirke über genügend Personal verfügen, um die entsprechenden Bebauungspläne erstellen zu können. Neben der Stärkung des Planungsrechtes müssten auch weitere Schutzinstrumente auf Zweckmäßigkeit, Rechtssicherheit und zeitnahe Anwendbarkeit geprüft und diskutiert werden. Dazu wurde vereinbart, den Runden Tisch Kleingarten fortzuführen.
Gleich loslegen mit Gärtnern
„Das gemeinsame Ziel ist ganz klar die Sicherung der Berliner Kleingärten“, sagt Bettina Jarasch. „Auf unsere Initiative hin werden sich die Koalitionsparteien, die zuständigen Senatsabteilungen und die Kleingartenverbände an einem Runden Tisch zusammenfinden und ein ganzes Paket von Schutzinstrumenten auf den Weg bringen.“
Henry Düring-Bienemann, der Vorsitzender der Anlage „Hoffnung“ erklärt: „Mit unserem Urban-Gardening-Bereich machen wir Leuten von unserer Warteliste ein Angebot, gleich loszulegen mit der Gärtnerei, auch wenn wir ihnen momentan keine eigene Parzelle verpachten können. Auch bei den Nachbarn aus der Blankenburger Straße oder im Musikinstrumentenviertel um die Ecke, denen ihr Balkon zu klein, aber eine eigene Parzelle zu groß wäre, sind unsere Hochbeete sehr gefragt.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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