Nachruf
Ehemalige Bürgermeisterin Marlies Wanjura verstorben

Marlies Wanjura (1945-2024). | Foto: Christian Schindler, Archiv Berliner Woche
  • Marlies Wanjura (1945-2024).
  • Foto: Christian Schindler, Archiv Berliner Woche
  • hochgeladen von Thomas Frey

Marlies Wanjura (CDU), Reinickendorfer Bürgermeisterin von 1995 bis 2009, ist am 22. Oktober im Alter von 79 Jahren gestorben. Schon wegen ihrer langen Amtszeit war sie eine der prägendsten Persönlichkeiten in der Bezirkspolitik der vergangenen Jahrzehnte.

Marlies Wanjura wurde am 7. Januar 1945 in Berlin geboren. Sie wuchs in Frohnau auf und machte ab 1961 eine Ausbildung als Krankenschwester im damaligen Rudolf-Virchow-Krankenhaus. Nach Heirat und der Geburt zweier Kinder engagierte sie sich zunächst ehrenamtlich, danach beruflich unter anderem als Ausbildungsreferentin bei der Caritas und den Maltesern.

Ihre politische Karriere begann Anfang der 1990er-Jahre. Nach einer kurzen Zeit im Berliner Abgeordnetenhaus wurde Marlies Wanjura 1991 Stadträtin für Gesundheit und Umweltschutz in Reinickendorf, 1992 auch stellvertretende Bürgermeisterin. Ins Amt der Rathauschefin kam sie nach den Berlin-Wahlen drei Jahre später und behielt es fast 14 Jahre. Sie war die erste Frau in dieser Position in Reinickendorf.

Bezirksbürgermeister können starke Führungsfiguren werden, auch wenn das nicht für alle gilt. Marlies Wanjura hatte Führungsstärke. Sie dominierte die Bezirkspolitik, war in der Öffentlichkeit sehr präsent, setzte Zeichen und startete Initiativen, die teilweise bis heute wirken. Nicht alles war dabei unumstritten, manches Vorgehen sorgte für Kritik, teilweise sogar für rechtliche Prüfungen, die allerdings am Ende zu ihren Gunsten entschieden wurden. Auch ihre Weigerung im Jahr 2007, trotz eines Mehrheitsbeschlusses der BVV vor dem Rathaus die Regenbogenfahne zu hissen, verursachte einigen Ärger über Reinickendorf hinaus. Wanjura hatte die Ablehnung damals mit der Gegenfrage begründet, was zu tun wäre, "wenn auch die NPD käme und eine Flagge hissen möchte".

"Bei mir wandern die Akten durch das Rathaus, nicht die Bürger"

Ein besonderer Schwerpunkt war ihr wirtschaftspolitisches Engagement. Es zeigte sich auch dadurch, dass Reinickendorf zwei Mal von der Industrie- und Handelskammer als "wirtschaftsfreundlichster Bezirk Berlins" ausgezeichnet wurde. Auch Aktivitäten wie die Gründung der "Initiative Reinickendorf", einem Zusammenschluss von Unternehmen und Privatpersonen, die wiederum zahlreiche Projekte unterstützen, gehören in dieses Bild. Sie verweisen gleichzeitig auf einen weiteren Schwerpunkt von Marlies Wanjura, den auch das Bezirksamt in seinem Nachruf erwähnt: Sie habe neue Maßstäbe "zur Förderung des sozialen Zusammenhalts gesetzt". Persönlich praktizierte das die Rathauschefin durch große Bürgernähe. "Ein Bürgermeister kann seinen Bezirk nicht vom Schreibtisch aus kennenlernen" oder "bei mir wandern die Akten durch das Rathaus, nicht die Bürger" – an solche Aussagen erinnerte die CDU Tegel bei ihrer Würdigung von Marlies Wanjura.

Kondolenzbuch liegt aus

Reinickendorf verliere mit ihr eine herausragende Persönlichkeit, die über viele Jahre hinweg nicht nur den Bezirk geprägt, sondern auch das Vertrauen und die Wertschätzung der Menschen gewonnen hat, erklärte die heutige Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU). "Ihr Vermächtnis wird fortbestehen und wir sind dankbar für ihren jahrelangen Einsatz. Ihr Wirken, ihre Herzlichkeit und ihre Tatkraft bleiben unvergessen und werden als bedeutender Teil der Geschichte des Bezirks fortbestehen."

Zu Ehren und in Gedenken an Marlies Wanjura liegt vom 28. Oktober bis zum 8. November ein Kondolenzbuch in der zweiten Etage des Foyers im Rathaus Reinickendorf, Eichborndamm 215, aus. Es ist Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 17 Uhr zugänglich.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 27.11.24
  • 507× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 386× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.449× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 1.174× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.