Rückzug vom CDU-Parteivorsitz nach 18 Jahren
Steffel gibt an Balzer ab
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Steffel zieht sich nach 18 Jahren vom Vorsitz der Reinickendorfer CDU zurück. Für den Kreisparteitag am 22. Februar empfiehlt er Bürgermeister Frank Balzer als Nachfolger.
Zum Ende seiner Amtszeit als Reinickendorfer CDU-Vorsitzender zeigt sich Frank Steffel ganz als faires Parteimitglied. Als erstes erfahren die rund 1300 Reinickendorfer CDU-Mitglieder per Rundschreiben von seinem Rückzug. Nur ein sehr kleiner Kreis von Vertrauten kannte da schon Steffels Entscheidung. Für kritische Nachfragen stand der Politiker nicht zur Verfügung, als Berichterstatter des Auswärtigen Ausschusses reist er gerade durch Südafrika. Sein Büro lässt verlauten, die Aufgaben im Bundestag ließen weniger Zeit für die Arbeit vor Ort.
Als Steffel 2001 Vorsitzender der Reinickendorfer CDU wurde, standen ihm kurz darauf seine größte politische Herausforderung und seine bitterste Niederlage bevor. Er sollte als „Kennedy von der Spree“ die zuvor mit Eberhard Diepgen zu Ende gegangene Regierungsfähigkeit der CDU in Berlin wieder herstellen, scheiterte aber am sozialdemokratischen Spitzenkandidat Klaus Wowereit. Der Berliner Bankenskandal und die Spendenaffäre von Helmut Kohl hatten da schon die Chancen der CDU geschmälert, aber auch Steffel selbst hatte keine gute Figur gemacht. Beim Wahlkampfauftakt mit dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber flogen Eier in Richtung Podium, und Steffel ging hinter dem stoisch nach vorn blickenden CSU-Politiker in Deckung. Dass Steffel dann auch noch in einem Interview München als schönste Stadt Deutschlands pries, kam bei den Berlinern nicht gut an.
Bestes Ergebnis
aller CDU-Kandidaten
Während die CDU berlinweit aus dem Tritt geriet, festigte Steffel mit seinen Mitstreitern Reinickendorf als Hochburg seiner Partei. Erst Marlies Wanjura und dann bis heute Frank Balzer waren und wurden geschätzte Bürgermeister, die im einst sozialdemokratisch geführten Reinickendorf keine Konkurrenz fürchten mussten. Der Unternehmer mit einem Handelsbetrieb für Bodenbeläge Frank Steffel wurde 2005 Präsident der Reinickendorfer Füchse, 2009 gelang ihm der Einzug in den Deutschen Bundestag. Insgesamt schaffte er es bisher dreimal direkt, jeweils mit den besten Ergebnissen aller CDU-Kandidaten.
Damit begann aber auch eine Entfremdung vor Ort. Bezirksverordnete, Abgeordnete und auch einfache Parteimitglieder setzten vor Ort immer wieder Themen und schoben Projekte an, doch Steffel wurde bei Reinickendorfer Terminen immer seltener gesehen. Dazu kamen auch wieder peinliche Pannen. Als vor der Bundestagswahl 2017 Steffel einen Wahlkampfaufruf von Angela Merkel für sich selbst veröffentlichte, den diese nie geschrieben hatte, erschallte Gelächter auch bis in seine Partei. Und als dann auch noch seine Doktorarbeit in den Verdacht geriet, zu viele zu wenig belegte Zitate zu enthalten, gab es hinter vorgehaltener Hand auch in der CDU Häme.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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