Mittendrin, aber nie dabei
Ingo Balke organisiert seit 20 Jahren den Halbmarathon
Zahlreiche, sehr engagierte Menschen vom VfL Tegel, dem VfB Hermsdorf und dem Ruderclub Tegel stellen seit nun mehr 20 Jahren den Mercedes-Benz-Halbmarathon auf die Beine. Federführend ist dabei Ingo Balke vom VfL, der diese Veranstaltung mit initiiert hat. Der 79-jährige passionierte Läufer, der aufgrund seiner umfangreichen Tätigkeiten vor, während und nach dem Halbmarathon kein einziges Mal an „seinem“ Lauf teilnehmen konnte, stellte sich Berliner Woche-Reporter Michael Nittel im Interview.
Wie kam es zu der Idee, diese Laufveranstaltung, immerhin die größte im Norden Berlins, zu initiieren?
Ingo Balke: Es gab damals einen französisch-deutschen Freundschaftslauf. Der ging vom Rathaus Wedding zum Rathaus Reinickendorf. Irgendwann gab es aber innerhalb des Teams und mit dem französischen Freundschaftsverein Differenzen, so dass wir, die Vereine, uns entschieden haben, da auszusteigen und eine eigene Laufveranstaltung zu etablieren.
Was fällt Ihnen spontan ein, was sich in den 20 Jahren am radikalsten verändert hat?
Ingo Balke: In den ersten Jahren sind wir – drei Leute – mit einer Sackkarre drei Tage lang durch den Bezirk gelaufen, haben die Verkehrsschilder aufgestellt und die Strecke abgesperrt. Heute sind wir eine gGmbH, um alle Auflagen erfüllen zu können. Allein das Dokument für die Streckenführung, das wir bei der Verkehrslenkung einreichen müssen, umfasst 42 Seiten. 1999 haben wir die Zeiten der Läufer noch per Hand gestoppt. Heute haben alle einen Chip. Und die Ergebnisse stehen kurz nach dem Rennen schon im Internet.
In den 20 Jahren haben knapp 40.000 Menschen die Strecke durch den Bezirk absolviert. Gab es irgendeinen Teilnehmer, über den Sie sich besonders gefreut haben?
Ingo Balke: Die Grundidee war immer: Läufer veranstalten diese Veranstaltung für Läufer. Wir waren, sind und werden immer ein Breitensportevent sein, zu dem jeder Einzelne herzlich willkommen ist – egal, ob er einen Streckenrekord läuft oder erst nach zwei Stunden, aber mit einem breiten Lächeln im Gesicht, ins Ziel kommt.
Prominente Langstreckler fragten an
Es ist schon etwas Besonderes, dass der Halbmarathon bis heute eine nicht kommerzielle Veranstaltung ist, oder?
Ingo Balke: Ja, absolut. Jeder Einzelne, der hier hilft – mittlerweile rund 230 Menschen – macht das ehrenamtlich. Und alle Läufer zahlen ein, wie ich finde, sehr moderates Startgeld. Und wir hatten in all den Jahren Anfragen von prominenten Langstreckenläufern, was wir ihnen denn zahlen würden, wenn sie hier mitlaufen. Meine Antwort lautete stets: Ihr dürft gern kommen und mitmachen. Aber hier zahlt jeder seine Startgebühr selbst.
Sie waren ihr Leben lang selbst ein leidenschaftlicher Läufer. Haben Sie es jemals bedauert, am Halbmarathon nie teilnehmen zu können?
Ingo Balke: Ja, natürlich wäre ich gern mal mitgelaufen und habe es sehr bedauert, dass es nie geklappt hat. Besonders, wenn ich die Siegerehrungen für die Läufer meiner jeweiligen Altersklasse vorgenommen habe. Wenn ich dann die Siegerzeit gesehen habe, habe ich manchmal schon gedacht: Mist…
Gibt es jemanden, dem Sie besonders danken möchten?
Ingo Balke: Wir hatten das große Glück, dass alle Niederlassungsleiter bei Mercedes-Benz – in dieser Zeit mögen es acht oder neun gewesen sein – uns sehr gewogen waren, zum Teil selbst mitgelaufen sind und uns deshalb auch Jahr für Jahr unterstützt haben. Und dann möchte ich Karl Mascher nennen. Er macht unheimlich viel: Akquise, Vorbereitung, Startnummern, Zeiten, Auswertungen, Fotos. Ohne Menschen wie ihn würde es diesen Lauf nicht geben.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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