Idee nur abgekupfert?
Reinickendorfer FDP reklamiert Vorschlag der Landes-CDU zur Einrichtung einer Solarteststrecke für sich
Die Berliner CDU ist vor Kurzem mit einem Vorstoß in Sachen Klimaschutz aufgefallen. Sie fordert, dass in Berlin ein Pilotversuch für Photovoltaikanlagen an Autobahnen auf den Weg gebracht wird. Eine gute Idee, findet auch die Reinickendorfer FDP. Schon deshalb, weil sie diesen Vorschlag bereits im Sommer vorgebracht hatte. Und anders als die CDU auf Landesebene habe die im Bezirk darauf eher zurückhaltend reagiert.
Worum geht es? Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg erarbeitet derzeit zusammen mit dem Austrian Institute of Technology eine Konzeptstudie zum Thema Überdachen von Autobahnen mit Solaranlagen. Im Blick sind dabei nicht zuletzt Synergieeffekte. Statt die Kollektoren auf freie Flächen zu setzen, sollten sie eher an oder auf bereits anderweitig genutzten Arealen installiert werden – etwa an Schnellstraßen. Die wären dann auch besser vor Wettereinflüssen geschützt und auch in Sachen Lärmschutz könnten derartige Anlagen einiges bringen.
Natürlich gibt es da auch viele offene Fragen: Wie sieht es mit der Verkehrssicherheit aus, etwa bei einem Unfall? Wie müssen Material und Konstruktion beschaffen sein, damit die Anlagen zum Beispiel Unwettern oder Schneestürmen standhalten? Genau solche Fragen werden in dem Forschungsprojekt „PV-Süd“ derzeit untersucht. Es wird aus Deutschland, Österreich und der Schweiz finanziell unterstützt. In ungefähr zwei Jahren wollen die Experten so weit sein, um ihre Photovoltaik-Variante in der Praxis zu testen. Dafür brauchen sie aber eine Pilotstrecke.
Hier kam die CDU ins Spiel. Sie will den Senat auffordern, sich für diesen Feldversuch in Berlin einzusetzen. Konkret wird die Avus vorgeschlagen. Das Autobahndreieck Funkturm oder der Abschnitt am Bundesplatz könnten ebenfalls geeignet sein.
Nachdem Ende Oktober über den Vorschlag der CDU unter anderem in der Berliner Woche berichtet wurde, melden sich die Reinickendorfer Liberalen zu Wort. Die FDP verwiest auf ihren Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom 12. August, in dem sie sich für das Solarexperiment starkmacht. Dem Bezirksamt wird darin empfohlen, sich bei den zuständigen Stellen für das Pilotprojekt einzusetzen, um den Klimaschutzzielen des Landes Berlin näher zu kommen, heißt es in der von Fraktionschefin Mieke Senftleben und Fraktionsmitglied Heinz-Jürgen Schmidt eingereichten Drucksache.
Als Teststrecke wünscht sich die FDP ein Teilstück der Autobahn A111. Als konkretes Beispiel wird in der Vorlage der Tegel-Tunnel genannt, der mit der so gewonnenen Energie beleuchtet werden könnte. Der lokale Bezug erklärt auch, dass der Vorschlag zunächst an die Bezirksebene adressiert wurde. Ursprünglich hatten die Liberalen eher den Abschnitt zwischen der Landesgrenze zu Brandenburg und Tegel als Pilotstrecke favorisiert, auch mit dem Hinweis auf die dort ohnehin geplanten Sanierungsarbeiten. Der Antrag befindet sich inzwischen in der Beratung der BVV-Ausschüsse. In dem für Verkehr fand er auch die Zustimmung von SPD, Grünen und Linken. Die CDU hatte sich hingegen enthalten.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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