Zeit für Veränderung
City West: Projektentwickler fühlen sich von der Politik ausgebremst
Bezirk und AG City haben eine Zwischenbilanz ihrer Workshop- und Veranstaltungsreihe zum Thema „Wachsende Stadt City West und Verkehr der Zukunft“ gezogen: Die Akteure stünden bereit, die Innenstadt zukunftsfähig zu machen und dürften nun nicht von der Politik ausgebremst werden.
Nicht in allen Punkten sei man sich seit Beginn der Zusammenarbeit 2017 einig gewesen, erklärte Grünen-Baustadtrat Oliver Schruoeffeneger im Rathaus. In einem aber immer: „Die Innenstädte müssen sich in den nächsten Jahren erheblich verändern, um wirtschaftlich tragfähig zu bleiben.“ Der Online-Handel werde weiterhin gewaltige Spuren hinterlassen. Um den stationären Handel zu stärken, müsse die Aufenthaltsqualität in der City West erhöht werden, ergänzte Gottfried Kupsch, Vorstandsmitglied bei der AG City. Die Politik dürfe das nicht auf die leichte Schulter nehmen, hier seien Arbeitsplätze in Gefahr.
Hardenbergplatz: „200 Meter Langeweile“
In dem Zusammenhang nannte er den derzeitigen Zustand des Hardenbergplatzes „200 Meter Langeweile“. Kupsch spielte auf die Vision des Architekten Christoph Langhof von einem mehr als 200 Meter in den Himmel ragenden Wolkenkratzer auf dem Platz an, die er beim Workshop im Mai 2018 vorgestellt hatte und die der Senatsverwaltung, die für das Schlüsselprojekt Hardenbergplatz die Planungshoheit an sich gezogen hatte, gar nicht schmeckte. „Es muss ja nicht dieses Projekt sein, aber wir brauchen dort für die Verbindung zum Rest der Innenstadt einen urbanen Charakter. Das darf kein isolierter Verkehrsplatz werden.“
„Das Baurecht liegt aber grundsätzlich beim Bezirk. Wir rufen die Bezirke daher dazu auf, das zu nutzen und zu entscheiden, damit wir auch wirklich vorankommen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der AG City, Klaus-Jürgen Meier. Schruoffeneger verarbeitete das Zuspiel: „Wir wollen dazu beitragen dass in Richtung Zukunftsfähigkeit und Innovationen gehandelt wird.“
"Der Wandel wird kommen"
Der Appell der AG City kommt nicht von ungefähr. Geht es nach dem Wunsch der Investoren und Entwickler, sollen vier Parkhäuser der City West abgerissen und durch multifunktionale, „höhere Häuser“ ersetzt werden: „neben dem Motel One, beim KaDeWe, an der Nürnberger Straße und auf dem Karstadt-Areal“. Und das sei nur in Kombination mit einer Änderung der Verkehrs- und Stadtstruktur in der City West möglich. Kupsch zeigte Verständnis dafür, dass vielen Bürgern Begriffe wie Digitalisierung, Autonomes Fahren, E-Mobiliät oder Smart City auch Angst mache. Doch stünde dahinter eine positive Entwicklung. „Das sind ja keine Spinnereien. Der Wandel wird kommen. Wenn wir beispielsweise neue Parkhäuser bauen, müssen wir heute wissen, wie der Verkehr von morgen aussieht.“ Jetzt müsse daher darüber gesprochen, geplant und gehandelt werden. Meier betonte, dass vor allem die Nachfrage nach Büros gestillt werden müsse. Wohnungen brauche es natürlich auch, beide Bedarfe gegeneinander auszuspielen, wäre aber falsch.
Nächster Workshop am 4. April
Wie die AG City fürchtet auch Schruoffeneger um die Konkurrenzfähigkeit Berlins im internationalen Wettbewerb. „Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem auch in der City West der Veränderungsprozess anfangen muss und nicht immer nur darüber diskutiert wird – wenn überhaupt.“
Der nächste öffentliche Workshop von Bezirk und AG City im Rathaus steht schon vor der Tür, am 4. April lautet das Thema von 9.30 bis 14 Uhr „Wachsende Stadt City West und Verkehr der Zukunft – Die Bauprojekte von heute müssen den Verkehr von morgen berücksichtigen.“ Anmeldungen werden per Fax unter 262 95 93 oder per E-Mail an r.schubert@agcity.de angenommen.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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