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Historisches zur Westendallee
Damals am Sachsenplatz...

„Es sang eine Nacht …
Eine Nachti …
Ja eine Nach­ti­gall am Sach­sen­platz
Heute mor­gen. – Hast du in Ber­lin
Das je ge­hört? – Sie sang, so schien
Es mir, für mich, für Rin­gel­natz.

Nach­ti­gall,
Be­su­che bitte ab und zu
Den Sach­sen­platz;
Dort wohne ich. …“
(Joa­chim Rin­gel­natz)

Den Blick auf den grü­nen Sach­sen­platz, der heute Brix­platz heißt, und viel­leicht auch den Schlag der Nach­ti­gall ge­nie­ßen die Be­woh­ner der An­lage Wes­ten­dal­lee 77 bis 91. Der Na­mens­ge­ber für den Platz, Jo­sef Brix, war Pro­fes­sor des Städ­te­baus an der Tech­ni­schen Hoch­schule in Char­lot­ten­burg (heute TU Ber­lin).

Die Wohn­an­lage Wes­ten­dal­lee 77 bis 91 be­fin­det sich am grü­nen West­saum von Neu-Wes­tend, das ab 1913 ent­stand. Schon 1909 er­hielt die Straße ih­ren Na­men nach der na­hen Vil­len­ko­lo­nie Alt-Wes­tend. Diese wie­derum ori­en­tierte sich am Lon­do­ner Vor­bild. Wie die­ses war auch der Ber­li­ner Vor­ort durch die Haupt­wind­rich­tung aus Wes­ten be­güns­tigt.

Die Er­schlie­ßung des Ter­rains zwi­schen Reichs­straße und Wes­ten­dal­lee er­folgte mit dem Ver­kehrs­aus­bau von Sü­den her. Am da­ma­li­gen Reichs­kanz­ler­platz (heute Theo­dor-Heuß-Platz) wurde 1908 die U-Bahn er­öff­net, im dar­auf fol­gen­den Jahr der S-Bahn­hof Heer­straße. Als mit der Renn­bahn Gru­ne­wald 1913 die U-Bahn-Sta­tion Sta­dion da­zu­kam, un­ter­fuh­ren die Züge den Bahn­hof Neu-Wes­tend, der erst ab 1922 be­nutz­bar war.

Da im Krieg kein Woh­nungs­bau statt­ge­fun­den hatte, herrschte 1918 ein dras­ti­scher Man­gel an Un­ter­künf­ten. Den­noch stan­den 1920 an der Wes­ten­dal­lee schon eine ganze An­zahl Rei­hen­häu­ser. Nun wurde der Staat als Bau­herr ak­tiv, wie zum Bei­spiel die Reichs­bank, die für ihre Be­am­ten­schaft Sied­lungs­bau­ten er­rich­ten ließ. In den Jah­ren 1921 bis 1923 baute die In­dus­trie­bau AG im Auf­trag der Stadt und Land GmbH den Wohn­kom­plex Wes­ten­dal­lee 77 bis 91 nach Plä­nen, die das Ent­wurfs­büro der Reichs­bank an­ge­fer­tigt hatte. Na­hezu alle dort woh­nen­den Haus­halts­vor­stände wa­ren Be­amte die­ser In­sti­tu­tion.

Diese Wohn­an­lage wies durch beste Ver­kehrs­an­bin­dung eine her­vor­ra­gende Stadt­rand­lage auf. Ganz in der Nähe lock­ten bis Ende der 1930er Jahre die le­gen­dä­ren Gast­stät­ten Span­dauer Bock und Zibbe nicht nur Aus­flüg­ler an. Diese Lage im Grü­nen bei bes­tem Ver­kehrs­an­schluss schätz­ten zahl­rei­che Pro­mi­nente, zu­mal we­gen der grü­nen At­trak­tio­nen am Brix­platz (frü­her Sach­sen­platz): Die­sen ließ Gar­ten­di­rek­tor Er­win Barth 1919 bis 1921 als Nach­bil­dung ei­ner mär­ki­schen Land­schaft an­le­gen. Am Rand des Plat­zes gibt es ei­nen Schul­gar­ten und ei­nen Kin­der­spiel­platz. Ge­rade wurde die Per­gola aus Ro­bi­ni­en­holz re­stau­riert.

Am Brix­platz wa­ren die Schau­spie­le­rin­nen Hilde Kör­ber zu­hause und Anny On­dra, die mit dem Box­welt­meis­ter Max Schme­ling ver­hei­ra­tet war; auch die Schau­spie­le­rin Henny Por­ten und ihr Kol­lege Wal­ter Rilla, der eben­so­we­nig wie Joa­chim Fuchs­ber­ger aus den Ed­gar-Wal­lace-Fil­men der 60er Jahre weg­zu­den­ken ist, wohn­ten hier. Die Woh­nung des Ehe­paa­res Paul und Ger­trud Hin­de­mith lag im Haus Brix­platz 2. Auch der ein­gangs zi­tierte Joa­chim Rin­gel­natz und seine Frau Le­on­harda, die er „Mu­schel­kalk“ nannte, fühl­ten sich hier wohl. Welch pas­sen­der Name, denn die Ge­stal­tung des in ei­ner Kies­grube an­ge­leg­ten Plat­zes zeigt Ve­ge­ta­ti­ons­for­men der Mark Bran­den­burg und imi­tiert die Rü­ders­dor­fer Kalk­fel­sen!

Wir be­dan­ken uns bei Dr. Do­ro­thea Zöbl aus Ber­lin für die­sen Bei­trag. Foto: Von OTFW, Ber­lin — Ei­ge­nes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9514493

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