"Wir brauchen dringend Schulen"
Stadträtin warnt vor Schulplatzmangel

Alles im Blick: Heike Schmitt-Schmelz mit Cay-Uwe Scherf und Hartmut Garbisch (r.) auf dem Gelände der Halensee-Grundschule.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Stadtweit sollen Schulbauvorhaben um Jahre nach hinten verschoben werden. Für den Bezirk wäre das „gravierend“, warnt Schulstadträtin Heike Schmitt-Schmelz. Wo aktuell gebaut wird, zeigte sie bei ihrer Schulbau-Sommertour.

Seit sieben Jahren ist Heike Schmitt-Schmelz (SPD) nun schon Schulstadträtin. „Aber erst jetzt kriegen wir den ersten MEB im Bezirk.“ Gemeint ist der Modulare Ergänzungsbau für die Carl-Orff-Grundschule in Schmargendorf. Dabei wachsen auch in Charlottenburg-Wilmersdorf die Schülerzahlen dramatisch. Dass der Senat nun wichtige Schulbauvorhaben, die der Bezirk für seine Investitionsplanung 2022 bis 2026 angemeldet hat, um drei bis fünf Jahre nach hinten verschieben will, verschärft die Situation.

Senat schiebt Projekte nach hinten

„Das hat für uns gravierende Folgen“, sagt Schmitt-Schmelz: „Wir bekommen keine neuen Schulplätze, können nichts planen und nichts ausschreiben.“ Unter den verschobenen Prioritäten sind die Sanierung der Mierendorff-Grundschule in Charlottenburg, der Neubau der Sporthalle am Herder-Gymnasium in Westend und am Wilmersdorfer Friedrich-Ebert-Gymnasium sowie der Ergänzungsbau für die Peter-Ustinov-Sekundarschule in Charlottenburg. Die Schulstadträtin fordert deshalb, alle Vorhaben der Schulbauoffensive des Senats „konsequent weiterzuführen“. Bei der Planung neuer Schulgebäude sollte es zudem Änderungen geben, damit wir „zügig bauen können“. Vom Senat bekomme der Bezirk immer nur Geld in Jahres-Scheiben. „Das ist unflexibel, vor allem dann, wenn wir beim Bauen schneller sind, aber auf die nächste Rate warten müssen.“ Schulbauten sollten darum als „Gesamtmaßnahme betrachtet“ werden. Will heißen, die Stadträtin wünscht sich die Fördermittel vom Senat auf einmal und nicht scheibchenweise. Außerdem müsste eingeplant werden, dass Bauprojekte wegen der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg teurer werden.

Sommertour zu den Baustellen

Was gerade im Bezirk passiert, stellte die Schulstadträtin mit Hochbauamtsleiter Hartmut Garbisch und Oberbauleiter Cay-Uwe Scherf auf ihrer Schulbau-Sommertour vor. Erstes Beispiel ist die Halensee-Grundschule. Dort ist gerade der Erweiterungsbau zwischen zwei Wohnhäusern an der Karlsruher Straße fertig geworden. Nach den Herbstferien soll er in Betrieb gehen. Mit dem neuen Haus hat die Schule dann 576 statt bisher 432 Schulplätze und damit einen komplett neuen Zug. Zusätzlich bekommt die Schule bis 2024 auf einem ehemaligen Parkplatz ein Treppenhaus mit Aufzug bis hoch zur Aula nebst barrierefreien Toiletten angebaut. Auch der Schulhof wird aufgehübscht. Alles zusammen kostet rund neun Millionen Euro.

Nächste Station auf der Sommertour war die Johann-Peter-Hebel-Grundschule an der Emser Straße. Die will sich mit einem Anbau ebenfalls vergrößern. Der ist noch im Rohbau, soll aber in den Sommerferien 2023 bezugsfertig sein. Das denkmalgeschützte Schulhaus hat dann Platz für 720 Schüler. Aktuell sind es 576. Baustart war im November 2020. Weil eine Fernwärmetrasse verlegt und zum Schulaltbau durchgebrochen werden musste, dauert das Projekt etwas länger. Kalkulierte Baukosten: 3,5 Millionen Euro. Hochbauamtsleiter Hartmut Garbisch geht aber davon aus, dass es teurer wird. „Wegen der gestiegenen Materialkosten.“

Die Schulstadträtin informiert sich über den Baufortschritt der neuen Sporthalle an der Otto-von-Guericke-Schule.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Sport unterm Dach

Gewerkelt wird gerade auch an der Eisenzahnstraße. Dort bekommt die Otto-von-Guericke-Oberschule eine neue Sporthalle unters Flachdach. Direkt darunter liegt die alte. Hier wird vor allem Hockey gespielt, wie die Einschusslöcher in den Wänden zeigen. In Betrieb ging sie im Dezember 2018. Schon damals war geplant sie aufzustocken, berichtet Hartmut Garbisch, denn eine größere Halle wird im Kiez dringend gebraucht – auch von Vereinen. Zum Sport unterm Dach kommen die Schüler mit einem Aufzug. In der neuen Halle gibt es mehrere Umkleiden, Waschräume und Toiletten. Auch sind die Deckenträger hier aus Holz und nicht aus Stahl, wie in der ersten Halle. Rund fünf Millionen Euro soll die neue Halle kosten. „Das werden wir auch einhalten können“, sagt Cay-Uwe Scherf. Über eine Kamera kann der Oberbauleiter den Baufortschritt täglich live verfolgen.

Den Bedarf an Schulplätzen decken die drei vorgestellten Bauprojekte, deren Entwürfe alle aus dem Bezirksamt stammen, jedoch nicht. „Wir müssen Schulen anbetteln, damit sie zusätzliche Züge eröffnen“, sagt Stadträtin Schmitt-Schmelz. In den vergangenen fünf Jahren habe der Bezirk so zwar elf neue 1. Klassen einrichten können. Eine Dauerlösung ist das aber nicht. „Wir brauchen dringend neue Schulen." Doch die sind so schnell nicht in Sicht.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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