Käthe verlässt schwebend ihr altes Domizil
Bronzeskulptur wurde für Umzug zerlegt
Schwebend und mit ernstem Blick nimmt die Bronze-skulptur der Käthe Kollwitz Abschied von ihrem alten Domizil an der Fasanenstraße. Im ehemaligen Kollwitz-Museum thronte sie über 35 Jahre lang im Dachgeschoss des Hauses. Nach dem Umzug des Museums in den Theaterbau des Charlottenburger Schlosses folgt nun auch die Museumspatronin. Für den Transport der Plastik waren allerdings drastische Maßnahmen nötig.
Die 2,10 Meter große und über 400 Kilogramm schwere Bronzeplastik musste zerlegt und dann per Kran in vier Einzelteilen aus dem Dachgeschoss des Hauses herausgehoben werden. Denn im Ganzen passt die überlebensgroße Figur nicht durch die Tür.
1986 konnte der vom Bildhauer Gustav Seitz (1906-1969) geschaffene zentnerschwere Bronzeguss noch in einem Stück seinen Platz im Kuppelraum des Kollwitz-Museums einnehmen. Weil die Tür zu dieser Zeit noch nicht eingebaut war, gab es mehr Platz für den Transport. „Heute hätten wir das Dach abdecken oder den Türbereich einreißen müssen“, erklärt Museumschefin Josephine Gabler. Das sei schon aus finanziellen Gründen nicht möglich gewesen.
Also musste die Bronze zerschnitten werden. Das aufwendige Unterfangen übernahm die Bildgießerei Hermann Noack. In dem Charlottenburger Traditionsunternehmen wurde die Skulptur seinerzeit auch gegossen. Dort werden die vier Teile in den nächsten Tagen wieder zusammengeschweißt. „Die Figur wird anschließend überarbeitet und erhält eine neue Patina“, erklärt Josephine Gabler. Die Kosten für Transport und Überarbeitung der Skulptur liegen etwa bei 20 000 Euro. Das Geld sei durch Spendenaktionen zusammengekommen, so Gabler.
Die große Porträt-Figur, die Käthe Kollwitz sitzend mit einer Zeichenmappe zeigt, ist ein eigens für das Museum hergestellter Zweitguss. Das originale Sitzporträt der Künstlerin entstand schon 1950. Seitz fertigte es als Auftragsarbeit. 1960 wurde die Bronze auf dem heutigen Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg aufgestellt. Den Zweitguss schenkte die Witwe des Bildhauers, Luise Seitz, dem Museum zur Eröffnung im Mai 1986.
Auch der Zweitguss wird bald im Freien zu bewundern sein. „Nach der Sanierung des Schlossgartens in Charlottenburg erhält Käthe dann ihren endgültigen Platz draußen vor dem Museumsgebäude am Spandauer Damm“, sagt Gabler. Sie hofft, dass die Skulptur bis 2024 aufgestellt werden kann.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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