Retro-Charme und Luxus im Kino
Die Filmtheater in Charlottenburg-Wilmersdorf haben eine wechselvolle Geschichte
Charlottenburg-Wilmersdorf gehört zu den Berliner Bezirken mit der größten Kinodichte. Heute gibt es noch elf Lichtspieltheater im gesamten Bezirk. Zu Hochzeiten des Kinos waren es an die 30. Besonders am Kurfürstendamm reihte sich ein Kino an das andere.
Am Ku’damm entstanden wahre Filmpaläste, die dann auch so hießen: Gloria-Palast am Breitscheidplatz, Royal-Palast im Europa-Center, Filmpalast, Luxor-Palast oder Ufa-Palast am Zoo. Alle Kinos gibt es heute in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr. So hat der Ufa-Palast einen direkten Nachfolger: Anstelle des 1943 zerstörten Gebäudes, das 1919 für die Ufa zu einem Kino mit 1740 Plätzen umgebaut wurde, entstand der Zoo-Palast. 1957 wurde er eröffnet. Als erster Film flimmerte Helmut Käutners „Die Zürcher Verlobung“ über die Leinwand. Hauptdarstellerin Liselotte Pulver übernahm auch die offizielle Eröffnung. Der Zoo-Palast entwickelte sich schnell zum wichtigsten Lichtspieltheater in der Stadt. Dort – an exponierter Stelle – wurden große Filmpremieren gefeiert. Bis 1999 war der Zoo-Palast das zentrale Wettbewerbskino der Berlinale. Stars wie James Stewart, Sophia Loren, Jodie Forster, Tom Hanks sorgten auf dem Roten Teppich für Glanz und Glamour. Doch auch vor dem renommierten Lichtspielhaus machte die Kinokrise in den 2010er-Jahren nicht Halt. 2011 musste der Zoo-Palast schließen. Joachim Flebbe übernahm die denkmalgeschützten Räumen und restaurierte sie mit großem Aufwand. Ende 2013 wurde der neue Zoo-Palast als luxuriöse Kino-Lounge mit insgesamt 1650 Sitzplätzen in sieben Kinosälen eröffnet. Und wie im Jahr 1957 war auch Liselotte Pulver mit von der Partie.
Luxus vor der Leinwand
Für Luxus im Kino sorgte Flebbe schon vorher. 2008 eröffnete der Kino-Unternehmer im ehemaligen Filmpalast Berlin nach aufwändigem Umbau die Astor Film Lounge als neues Premium Kino. Zum ersten Mal konnten Kinobesucher es sich in breiten, verstellbaren Ledersesseln mit Lederhockern bequem machen. Dazu gibt es Begrüßungssekt und Cocktails. Seinen Ursprung hatte das Kino übrigens als „Kino zum Gasthaus“. 1948 wurde der Saal einer Gaststätte zu einem Kino mit 318 Plätzen umgestaltet und als „KiKi“ (Kino im Kindl) eröffnet. Auch das „Universum“, oder auch Luxor-Palast, gibt es heute nicht mehr. Das Kino, das als Teil des Woga-Komplexes von Erich Mendelsohn errichtet wurde, wurde umgebaut und ist heute Spielstätte der Schaubühne Berlin.
Neben den großen Erstaufführungskinos am Ku’damm haben sich im Bezirk auch zahlreiche kleine, sogenannte Arthouse- oder Programmkinos etabliert. Meist werden diese Filmtheater unabhängig geführt und hatten und haben daher auch besonders hart ums Überleben zu kämpfen. Was jedoch nicht immer gelingt.
Bekanntes Beispiel: das "Schlüter". 1912 wurde es als Ladenkino im Wohn- und Geschäftshaus Schlüterstraße 17 erbaut. Nach schweren Kriegsschäden eröffnete es im Sommer 1945 neu. Zur berlinweiten Bekanntheit brachte es das kleine Kino durch seinen Betreiber Bruno Dunst. Mehr als 30 Jahre führte der Cineast es als das einzige Berliner Repertoirekino. Zur Legende wurden die Marx-Brothers-Filmabende. 1997 musste „Onkel Bruno“ sein Kino wegen drastischer Mietsteigerung schließen.
Höhen und Tiefen
Höhen und Tiefen hat auch das "Filmkunst 66" durchlaufen. 1951 unter dem Namen „BeLi Bleibtreulichtspiele“ errichtet, musste es kurzfristig auch schon mal als Pornokino herhalten. Erst 1971 wurde es unter den neuen Betreibern Franz und Rosemarie Stadler zum Programmkino "Filmkunst 66" mit ausgewählten und anspruchsvollen Filmen. 1993 wurde das Haus abgerissen und zwei Jahre später wurde das Kino in einem Neubau an gleicher Stelle wiedereröffnet. Nach diversen Betreiberwechseln übernahmen zuletzt Filmproduzentin Regina Ziegler und ihre Tochter Tanja Ziegler das Kino an der Bleibtreustraße.
Im Gegensatz zu Charlottenburg ist Wilmersdorf fast ein weißer Fleck in der Kinolandschaft. Aber die beiden dort ansässigen Kinos haben ihren festen Platz. Die Eva-Lichtspiele an der Blissestraße gelten als ältestes Filmtheater in Wilmersdorf. Das Kino wurde 1913 als „Roland Lichtspiele“ eröffnet. Das Kino wurde zwar in den 1920er-Jahren umgebaut und erhielt seinen heutigen Namen, aber weil es im Krieg kaum beschädigt wurde, konnte der Kinobetrieb durchgehend aufrecht erhalten werden. Zumindest bis ins Corona-Jahr 2020. Wie alle Kinos musste Betreiber Karlheinz Opitz auch die Eva-Lichtspiele vorübergehend schließen. Die Auswirkungen der Pandemie sind immer noch zu spüren. Mit besonderen Filmreihen und Veranstaltungen sowie Spendenaktionen versucht Opitz sein Kino vor dem Aus zu bewahren.
Kino Nummer zwei in Wilmersdorf ist das Bundesplatz-Kino. Dort sind die ersten Filmvorführungen ebenfalls über 100 Jahre her. Mitte 2011 wurde das Kino von seinem damaligen Betreiber geschlossen und schon einige Monate später eröffneten die neuen Betreiber Martin Erlenmaier und Peter Latta das Kino neu. Größtenteils in Eigeninitiative haben es die Kinofanatiker renoviert. Heute werden dort ausschließlich besondere Filme gezeigt. Mit seinem liebevoll gestalteten Foyer mit Café ist das Bundesplatz-Kino zu einem Ort der Kommunikation im Kiez geworden.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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