Lesetipp für die Weihnachtszeit
SFB MON AMOUR – DIE GESCHICHTE DES SENDERS FREIES BERLIN
SFB MON AMOUR – DIE GESCHICHTE DES SENDERS FREIES BERLIN
Anfang Dezember kommt das erste Buch über die Geschichte des Senders Freies Berlin auf den Markt. Für viele verwunderlich, denn der SFB war – nachdem der RIAS mit einem anspruchsvollen Radioprogramm den Boden bereitet hatte und viele prominente RIAS-Mitarbeiter zum SFB abgewandert waren – über Jahrzehnte die Identität stiftende Stimme West-Berlins. Am 1. Juni 1954 ging der SFB auf Sendung – damals noch im Funkhaus am Heidelberger Platz, denn das Haus des Rundfunks an der Masurenallee war von den Sowjets besetzt -, am 30. April 2003 endete dieses Stück deutscher Rundfunkgeschichte. Der SFB wurde mit dem ORB zum rbb fusioniert, dem Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Der Autor des im Berliner Vergangenheitsverlag erscheinenden Buches ist wohl der einzige „Überlebende“, der von Anfang bis Ende alles miterlebt und mitgestaltet hat und der noch heute als Autor, Journalist und Vortragender tätig ist: Alexander Kulpok begann im Juni 1954 – dem ersten Sendemonat des SFB – beim SFB-Jugendfunk, wurde als Student 1960 Reporter beim SFB-Zeitfunk, hatte ab August 1962 im SFB verschiedene Funktionen als Reporter, Redakteur, Moderator, Kommentator, Abteilungsleiter und Korrespondent bei Hörfunk und Fernsehen, war neun Jahre lang in der Zeit der Intendanten Barsig und Haus Vorsitzender des SFB-Personalrats und sechs Jahre lang amtierender Vorsitzender des SFB-Verwaltungsrats, übernahm 1980 die Leitung der im SFB angesiedelten ARD/ZDF-Videotext-Zentrale (der einzigen veritablen Gemeinschaftseinrichtung von ARD und ZDF, die der SFB jemals hatte) und war bis zum Ende Koordinator der Europäischen Rundfunk-Union (EBU) für Textdienste im Fernsehen.
Allein aus dieser SFB-Laufbahn ergibt sich: Das ist keine wissenschaftliche Abhandlung mit großer Distanz. Es ist eine engagierte – oft emotionale – Schilderung des Innenlebens und der Außenwirkung einer in ihren besten Jahren überaus bedeutenden ARD-Anstalt. Kein „Frontstadtsender“, wie manche bis heute meinen, doch eine angesehene Institution, die mit ihren Programmen und mit ihren Persönlichkeiten – so unterschiedlich deren Meinungen mitunter auch sein mochten – ein großartiges Beispiel für Qualitätsrundfunk und Meinungsfreiheit lieferte.
Kulpok ruft das auf 300 Seiten noch einmal in Erinnerung. Nicht als nostalgischen Trauergesang, sondern um all denen, die daran mitgewirkt haben, ein Denkmal zu setzen, das nüchtern mit dem Wilhelm-Busch-Zitat endet „Eins, zwei, drei im Sauseschritt – läuft die Zeit, wir laufen mit!“
Alexander Kulpok: SFB mon amour. Vergangenheitsverlag Berlin, 300 Seiten, Hardcover – ISBN: 978-3-86408-245-0
Autor:Nicole Borkenhagen aus Reinickendorf |
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