Linksfraktion will Kommission
39 problematische Straßennamen

Bei 39 Namen von Straßen und Plätzen im Bezirk gibt es antisemitische Bezüge. Zu diesem Ergebnis kommt eine Ende 2021 veröffentlichte Studie. Nun soll sich eine Kommission damit kritisch auseinandersetzen. Das fordern die Linken.

Otto-Dibelius-Straße, Adenauerplatz oder Kaiserdamm: 39 Straßen- und Platznamen im Bezirk haben antisemitische Bezüge. Zu diesem Ergebnis kommt eine wisssenschaftliche Studie, die der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen erarbeitet hat. In seinem Dossier zählt Sassmannshausen für ganz Berlin nicht weniger als 290 solcher Straßen und Plätze auf. Schwerpunkte der Liste sind Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Für Charlottenburg-Wilmersdorf tauchen in der Studie sieben Plätze oder Parks und 32 Straßen auf. Dazu zählen der Richard-Wagner-Platz, der Steinplatz und der Adenauerplatz. Bei den Straßen sind es die Bismarckallee, Clausewitzstraße, Fontanestraße, Otto-Dibelius-Straße oder die Nestorstraße.

Kaiserdamm umbenennen

In manchen Fällen wie dem Adenauerplatz empfiehlt das Dossier eine Kontextualisierung. Bei anderen Fällen wie der Kantstraße werden eine weitere Recherche oder Forschung vorgeschlagen. In zehn Fällen regt das Dossier eine Umbenennung an. Zum Beispiel für die Otto-Dibelius-Straße: Sie ist nach dem evangelischen Bischof von Berlin, Friedrich Karl Otto Dibelius, benannt. Er gilt als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, war als Student aber Mitglied im antisemitischen Verein Deutscher Studenten in Berlin. Auch für den Kaiserdamm, benannt nach Wilhelm II., zieht Sassmannshausen eine Umbenennung in Betracht: Der Monarch habe sich offen antisemitisch geäußert.

Diskussion am 16. März

Die Linksfraktion hat die Studie jetzt zum Anlass genommen, eine Kommission für den Bezirk zu fordern. „Die Hinweise auf 39 problematisierte Straßen sollten als Auftrag an die BVV und das Bezirksamt verstanden werden, sich mit den Ergebnissen des Dossiers ernsthaft auseinanderzusetzen“, sagt Anne Zetsche. Die Kommission sollte mit Vertretern jüdischer Organisationen, der Zivilgesellschaft, Historikern und des Kinder- und Jugendparlaments besetzt sein. Damit wolle man einen Dialog mit „möglichst vielen Menschen aller Generationen“ anstoßen. Am 16. März lädt die Linksfraktion zur Diskussion „Straßennamen für die Ewigkeit?“ ab 19 Uhr ins Rathaus, Otto-Suhr-Allee 100, ein.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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