Nachtrag
Besondere Verantwortung des Bezirksamt?

Oft ist ausgeführt worden, daß das heutige Bezirksamt eine besondere Verantwortung für das Lager in der Wilhelmsaue trage, da das scheinbar neu entdeckte "Städtische Ausländerlager für Aufgabenstellung im Verwaltungsinteresse" - was in der Heimatliteratur von Wilmersdorf seit Jahrzehnten bekannt ist -, etwas besonderes gewesen sei, denn es sei ein Lager des damaligen Bezirksamt Wilmersdorf gewesen.

Führende Wissenschaftler, vor allem der Berliner Geschichtswerkstatt (BGW) hätten diesbezügliche "Forschungsergebnisse" bestätigt, sowie jegliche andere Bewertung des Lagers fachlich widerlegt und die vollständige Ahnungslosigkeit von der Thematik deren Vertreter klar und deutlich herausgearbeitet.
Es gibt m.E. keine besondere Bedeutung für das Lager in der Wilhelmsaue, da es a) nie ein eigenständiges Lager des damaligen Bezirksamt gewesen ist und b) nachweislich das damalige Bezirksamt ausl. Arbeiter aus diesem Lager nur nach Antrag für eine begrenzte Zeit vorübergehend zugewiesen bekam. 
Es bleibt auch weiterhin dabei, daß Städtische Lager der Stadtverwaltung der Reichshauptstadt Berlin unterstanden, von der Kontingentstelle für Arbeitseinsatz beim Oberbürgermeister der Reichshauptstadt eingerichtet wurden, ausl. Arbeiter und Angestellte während des Zweiten Weltkrieg dem Hauptpersonalamt der Stadtverwaltung unterstanden und die Betreuung der städtischen Lager von der Deutschen Arbeitsfront wahrgenommen worden ist. 
Alle diese Fakten sind seit Jahren bekannt und ausreichend dokumentiert.
Jedoch scheint es, daß diese Fakten "Böhmische Dörfer" (Chr. Morgenstern: "Unverständlich bleibt ihm alles dort, von dem ersten bis zum letzten Wort") sind.
In keiner Erarbeitung wird darauf hingewiesen (Chr. Morgenstern: "Weil, so schließt er messerscharf, >nicht sein kann, was nicht sein darf.<") und die Fachexperten der BGW haben sie in ihren offenen und "geheimen" Studien nie widerlegt, geschweige denn überhaupt angesprochen.

Haben, und diese Frage ist berechtigt, sich alle Wissenschaftler, z. B. Prof. Demps, Kubatzki, Bräutigam, Metzger u.v.a. wirklich mit ihren Aussagen zu Städtischen Lagern in Berlin so grundlegend geirrt? 
Die BGW spielt hier eine wichtige Rolle. Sie war der eigentliche Initiator der Gedenktafel für ein vom Bezirksamt Wilmersdorf betriebene Städtisches Lager in der Wilhelmsaue. Sie veröffentlichte den Beitrag von Dr. Roeder 2015, alles sehr ehrenwert. Auch die Initiative für die provisorische Gedenktafel ist nicht zu kritisieren, aber es darf nicht sein, daß die BGW als BGW für sich beansprucht allein zu entscheiden wer "Recht" in dieser fachlichen Frage hat. 
Leider ist der Vorschlag einer Wissenschaftlerin, beide Standpunkte von unabhängigen Gremien (Landesarchiv oder Historische Kommission) zu prüfen nicht umgesetzt worden. 
Aus der Tatsache heraus, daß das damalige Bezirksamt Wilmersdorf maßgeblich an der Errichtung und der Aufrechterhaltung des Betriebes von Ausländerlagern im Bezirk beteiligt war (Bereitstellung von Grundstücken, Absicherung der Versorgung der Lager u.a.) ist zu begrüßen, das die BVV der Idee an alle ehemaligen Lager im damaligen Bezirk Wilmersdorf gemeinschaftlich zu erinnern und dabei die Rolle des damaligen Bezirksamt in Mittelpunkt zu stellen, inhaltlich zugestimmt hat. Damit wird das heutige Bezirksamt seiner Verantwortung gerecht. Ein gemeinsames Gedenken an alle Lager und der darin untergebrachten ausl. Arbeiter bedarf durchaus der Mitarbeit aller an der Thematik interessierten Bürger und es wäre wünschenswert, wenn die zahlreichen Hotels, Gaststätten und Schulen in Wilmersdorf, welche die BGW bestätigt hat, bei diesem Gedenken mit benannt werden.

Autor:

Stefan Knobloch aus Charlottenburg

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