Eine Klimaanlage für den Kiez
Grüne wollen Mini-Wald als Pilotprojekt in Charlottenburg-Wilmersdorf

Schnell wachsende Mini-Wälder können in Wohnvierteln die Luft verbessern und kühlen. Die Grünen wollen diese Idee aus Japan in den Bezirk holen.

Im Sommer wird es heiß in dicht bebauten Großstädten. Ein Wald im Mini-Format könnte Abhilfe schaffen. Auf einer Fläche so groß wie ein Tennisplatz wächst er schnell, verbessert die Luft und kühlt sie ab. Die Grünen wollen solche Mini-Wälder jetzt nach Charlottenburg-Wilmersdorf holen, als Pilotprojekt, zum Beispiel im Preußenpark. Mögliche Orte wären aber nicht nur Grünanlagen, sondern auch entsiegelte Straßen, Flächen vor Bezirkseinrichtungen, Brachland oder private Grundstücke, so der Vorschlag. Die müssten dann Anwohnern oder Firmen zur Verfügung gestellt werden. „Mini-Wälder sind extrem dicht bewachsene und sehr resiliente Biotope für Tiere und auch kleine Oasen für die Anwohner. Die Pflanzen können Kohlenstoffdioxid binden und tragen so zur CO₂-Reduktion bei.“ Darüber hinaus würden sie in heißen Sommern als kühle Inseln dienen. Über Patenschaften, Projekte und diverse Träger könnte der Mini-Wald laut der Grünen-Fraktion dauerhaft gesichert werden.

Die Idee des Tiny Forest stammt vom japanischen Waldforscher Akira Miyawaki. Er studierte und lehrte auch in Deutschland. Bereits in den 1970er-Jahren dachte Miyawaki darüber nach, wie man in Großstädten das Klima durch Aufforstung verbessern kann. Seine Antwort: Kleine, grüne Naturinseln schaffen. Sie spenden Schatten, unterstützen die Artenvielfalt und reinigen die Luft von Schadstoffen. Weil die Bäume auf engstem Raum gepflanzt werden, können sie besonders schnell heranwachsen. Denn sie konkurrieren um Licht. Außerdem wird der Boden mit natürlichen Nährstoffen angereichert, um das Wachstum zu beschleunigen. Der Erfahrung nach kann ein solcher Mini-Wald schon nach drei Jahren Pflege und Wässern sich selbst überlassen werden. Solche Miniwälder, für die eine Fläche von nur 100 Quadratmetern ausreicht, gibt es inzwischen in Indien, den USA und Europa, etwa in London und Wien. In Deutschland hat der Verein „Citizens Forests“ bereits dutzende solcher Miyawaki-Flächen gepflanzt, die erste in Schleswig-Holstein.

Für mindestens einen solchen kühlenden Park soll das Bezirksamt eine geeignete Fläche finden. Über den Antrag müssen die Bezirksverordneten noch entscheiden.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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