Zwangsarbeiterlager Wilhelmsaue 40
Wofür polnische Zwangsarbeiter eingesetzt wurden
In der Ausstellung „Schichten“, die vom 10. Juni bis 8. August vom Kulturamt im Schoelerschlößchen gezeigt wird, liegt eine Broschüre aus, die aus mehreren Dokumenten zum Zwangsarbeiterlager des Bezirksamtes Wilmersdorf in der Wilhelmsaue 40 besteht. Eines der Dokumente ist die erste Seite des Briefes eines polnischen Zwangsarbeiters* vom November 1989 an den Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen. Diesem Brief kann man entnehmen, worin seine Arbeit und die seiner Kollegen bestand (eigene Übersetzung):
Internationaler Suchdienst
D 35 Arolsen B.R.D.
Ich bitte höflich, mir eine Bescheinigung, möglichst in zweifacher Ausfertigung, über meine Arbeit im III. Deutschen Reich als Zwangsarbeiter zuzuschicken.
Ich habe auf dem Gebiet von ganz Berlin gearbeitet und war dem Magistrat unterstellt.
Ich war zusammen mit 40 Polen in Berlin-Schmargendorf in der Straße Wilhelmsaustrasse 39/40 einquartiert, und mein Chef war ein Deutscher namens Kaminski**, der Polnisch konnte. Unsere Arbeit bestand darin, nach einem Bombardement die Trümmer von der Straße zu räumen sowie Lebensmittel für die geschädigte Bevölkerung zu festgelegten Stellen zu bringen und unbeschädigte Möbel zu nicht fertiggestellten Häuserblocks in den Randgebieten von Berlin zu transportieren. Darüber hinaus holten wir Menschen und Pferde unter den Trümmern hervor, zogen den Pferden die Haut ab und brachten die Reste weg in die Wälder hinter Berlin, wo wir sie in Bombentrichter warfen.
(Quelle: Brief von Józef R. vom 11.11.1989 an den Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen – Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D 1395208, 6.3.3.2/118605016)
* Józef R. wurde mit 14 Jahren aus dem Gebiet von Krakau nach Groß-Berlin deportiert und war vom 4.1.1943 bis zum 5.5.1945 im Lager Wilhelmsaue untergebracht.
** Giminski, Leiter des „Ausländerlagers“ des BA Wilmersdorf; er wurde u.a. auch in der Anweisung des Bezirksbürgermeisters vom 30.4.1944 (hier Abb. 2) erwähnt.
Siehe auch: Wie war es eigentlich, Zwangsarbeiter des Bezirksamtes Wilmersdorf zu sein?
Autor:Michael Roeder aus Wilmersdorf |
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