"Wir müssen die Obdachlosen vor Ort befragen"
Bezirk sucht nach Lösungen für Situation am Stutti
Der Stuttgarter Platz gilt schon seit Jahren als Hotspot für Obdachlosigkeit und Drogenkonsum. Die Zahl der Menschen, die unter der Brücke an der Lewishamstraße campieren, hat während der Corona-Pandemie drastisch zugenommen. Die dort lebenden Menschen haben sich Lager zum Übernachten eingerichtet und ganze Matratzenburgen gebaut. Müll, leere Flaschen, Spritzen, Dreck bestimmen das Bild.
Das Thema Obdachlose am Stuttgarter Platz beschäftigt auch immer wieder die Bezirkspolitik. Passiert ist bisher jedoch nicht viel. Unter anderem ist es nicht gelungen, einen Drogenkonsumraum einzurichten. Jetzt gibt es zwar neue Pläne, Räume für Drogensüchtige in dem geplanten Fahrradparkhaus auf dem „Stutti“ zu integrieren. Doch bis es so weit ist, wird es noch mindestens drei Jahre dauern. Anwohner, Passanten und Bezirkspolitiker fordern schnelle Lösungen.
Regelmäßige Kontrollen angekündigt
Ordnungsstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) hat jetzt regelmäßige Kontrollen rund um den „Stutti“ angekündigt. So wie bereits im Januar bei einer ersten Aktion geschehen. Da hatte sich die Situation rund um den „Stutti“ zugespitzt. Berge von Sperrmüll wurden weggeschafft. „Das Problem sind nicht nur die Obdachlosen. Es sind auch die Anwohner, die dort ihren Sperrmüll abladen“, sagt der Stadtrat.
Müll stammt offensichtlich
auch von Anwohnern
Bei der Begehung des Ordnungsamtes rund um den Stuttgarter Platz hätte man ganze Wohnungseinrichtungen gefunden. Unter anderem hat das Ordnungsamt 20 identische Matratzen eingesammelt, die vermutlich aus einem Hotel stammen, das ausgemistet hat. Insgesamt seien bei dieser Aktion sechs Kranwagen der BSR mit Sperrmüll gefüllt worden. Die obdachlosen Menschen hätten übrigens selbst mit angepackt und die Gegenstände, mit denen sie gar nichts anfangen können, an den Straßenrand gestellt oder in Müllsäcke verpackt. Die für sie überlebenswichtigen Dinge wie Matratzen und Decken konnten sie natürlich behalten.
"Die Obdachlosen waren auch dankbar, dass sie sich von einigen Dingen befreien konnten“, schildert Schruoffeneger seinen Eindruck. Er appelliert an die Bürger, Müllablagerungen zukünftig zu unterlassen. Es wäre besser, genauer hinzuschauen, was benötigt wird. Sein Ziel ist es, alle drei Wochen solch eine Aktion durchzuführen, „damit so ein ganz fürchterlicher Zustand nicht mehr eintreten wird“. Insgesamt sei die Situation am Stuttgarter Platz jedoch sehr unbefriedigend.
Obdachlose nach ihren Bedürfnissen fragen
Das empfindet auch Sozialstadtrat Arne Herz (CDU) so. Sein Ziel ist es, an den großen Obdachlosen-Hotspots wie Stuttgarter Platz und Bahnhof Zoo die auf der Straße lebenden Menschen nach ihren Bedürfnissen zu befragen. Dazu wurde ein Konzept erarbeitet, dass demnächst umgesetzt werden soll. Es bringe nichts, wenn beispielsweise Tiny Houses aufgestellt würden, die dann aber nicht angenommen werden. „Wir müssen die Menschen vor Ort fragen, welche Angebote sie annehmen würden“, sagt Herz. „Relativ schnell“ müsse geschaut werden, wie die hygienische Situation am Stuttgarter Platz beispielsweise mit kostenlosen WC-Standorten verbessert werden könne.
Hilft ein Runder Tisch?
Eine weitere Maßnahme könnte die Wiederbelebung des "Runden Tisches Obdachlosigkeit“ sein, an dem Einrichtungen, Anwohner und Passanten nach Lösungen suchen. Das könne aber nur ein weiterer Baustein sein, so Herz. „Viel wichtiger ist es, über einen Träger direkt mit den Obdachlosen in Kontakt zu kommen. Denen helfen keine Runden Tische.“
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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