Das Problem der Schere
Reichtumsbericht des Sozialamtes offenbart große Kluft zwischen Arm und Reich

Die Kluft zwischen Arm und Reich geht im Bezirk besonders weit auseinander. Das besagt der Reichtumsbericht, den die Abteilung Soziales und Gesundheit des Bezirksamtes veröffentlicht hat.

Die Fraktion der Linken in der BVV hatte im Juli 2017 das Bezirksamt per Antrag aufgefordert, einen wissenschaftlichen Reichtumsbericht zu entwickeln, der Verteilung, Entstehung, Form und Umfang von Reichtum erfassen und analysieren sollte. Nun ist der Report, der mit dem Armutsbericht in Beziehung gesetzt wurde, auf der Internetseite des Sozialamtes abrufbar. Und er birgt Unerwartetes: Der Bezirk ist im Berlinvergleich der mit den größten Einkommensunterschieden.

Unter anderem weist er mit 15,7 Prozent den zweithöchsten Anteil an Personen mit einem Einkommen über der Reichtumsschwelle auf. Gleichzeitig ist mit 15,4 Prozent ein sehr großer Anteil der Menschen armutsgefährdet. Die Einkommensreichtumsquote liegt für alle betrachteten soziodemografischen Merkmale deutlich über der Landesquote. So sind etwa 10,7 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund einkommensreich, während es in Berlin insgesamt 5,2 Prozent sind. Für die Analyse von materiellem Wohlstand wurde die Verteilung von Einkommens- und Vermögensreichtum betrachtet. Ein Großteil der Indikatoren ließe sich jedoch nicht auf Bezirksebene darstellen. Aus den Erkenntnissen für Berlin und aus dem Bundesvergleich ließen sich aber Tendenzen ableiten.

So geht der Bericht davon aus, dass auch die Vermögen im Bezirk überdurchschnittlich hoch sind, zumal die meisten Besser- und Spitzenverdienenden Berlins dort leben: fast ein Drittel der Steuerpflichtigen mit einem jährlichen Einkommen über 500.000 Euro. Am Ende des Berichts sind auch nichtmaterielle Faktoren aufgeführt, die zum subjektiven Wohlstand beitragen können und gleichzeitig Handlungsfelder für politische Maßnahmen gegen die Ungleichheit sind: Chancengleichheit im Zugang zu Bildung, Erwerbsbeteiligung, zum Wohnungsmarkt und zur Gesundheit sowie die sozio-kulturelle Teilhabe und die Absicherung durch soziale Sicherungssysteme. „Der Bericht ist ein Armutszeugnis für einen solch reichen Bezirk“, konstatierte Frederike-Sophie Gronde-Brunner, Sprecherin für Soziales der Links-Fraktion in der BVV. „Wir erwarten, dass der Bezirk nun Schritte einleitet, um der wachsenden Armut im Bezirk entgegenzuwirken.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 204× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 896× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.963× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.