„Weil Nachbarn zusammenhalten müssen"
Vier Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft nähen Stoffmasken – auch, um etwas zurückzugeben

Fariba, Arezo, Hassan und Sayed Mohammad lassen die Nähmaschinen rattern und nähen fleißig Gesichtsmasken aus buntem Baumwollstoff.  | Foto: MORE THAN SHELTERS
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  • Fariba, Arezo, Hassan und Sayed Mohammad lassen die Nähmaschinen rattern und nähen fleißig Gesichtsmasken aus buntem Baumwollstoff.
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Die Corona-Pandemie trifft Bewohner von Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete besonders hart. Sie leben auf engstem Raum, können sich also kaum aus dem Weg gehen.

Sanitäreinrichtungen und Küchen müssen gemeinsam genutzt werden. Das erhöht das Infektionsrisiko enorm. Am Anfang der Pandemie waren auch die dringend benötigten Schutzmasken Mangelware. In dieser Situation haben sich vier Menschen aus Afghanistan zusammengetan, um Masken zu nähen. Zwei Frauen und zwei Männer wollten nicht untätig bleiben. Weil Schutzmasken zu Beginn des Lockdowns schnell ausverkauft waren und kein Nachschub kam, griffen sie selbst zu Nadel und Faden. Seit Wochen sitzen Fariba, Arezo, Hassan und Sayed Mohammad über ihre ratternden Nähmaschinen gebeugt und produzieren Stoffmasken in hoher Stückzahl. Gemeinsam nähen sie ein wichtiges Stück Stoff, denn die Masken sind sehr gefragt und ein wichtiges Mittel, sich und andere vor dem Virus zu schützen. Mehr als 1000 Gesichtsmasken aus bunter Baumwolle haben die vier bis heute gefertigt. Und sie sind noch immer dabei.

Alle vier wohnen selbst in der Unterkunft inCharlottenburg. Die Frauen kennen sich über Frauenprojekte und einen Nähkurs, der von der Akademie der Künste vor Ort angeboten wird. Für alle sind der Umgang mit Nadel und Faden, das Nähen an der Nähmaschine und das Zuschneiden von Stoff nicht fremd. In ihrer Heimat waren sie im Hauptberuf Schneider.

Und noch etwas eint sie: Sie wollen helfen und etwas zurückgeben. Das liegt ihnen sehr am Herzen. Darum nähen sie die Stoffmasken für Kinder, Senioren, Mitbewohnern aber auch Menschen aus der Nachbarschaft und diejenigen, die Masken brauchen. „Weil Nachbarn zusammenhalten“ – das ist ihr Motto.

Angefangen hat es mit fünf Masken für das Betreiberteam der Berliner Wohnforum GmbH. Doch schon bald kamen die ersten Nachfragen. Damit entstand die Idee, Gesichtsmasken im großen Stil zu produzieren. Die Stoffe wurden vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten sowie von „BENN Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften“ und der Akademie der Künste gestellt. Dazu wurden Nadeln, Garn und anderes Zubehör besorgt.

Inzwischen rattern die Maschinen fast pausenlos. Fariba, Arezo, Hassan und Sayed Mohammad nähen gemeinsam in Schichten: montags bis freitags von morgens bis mittags und noch einmal am Nachmittag bis 17.30 Uhr. Während die Frauen arbeiten, kümmern sich ihre Männer um Kinder und Haushalt. „Es ist ein wunderschönes Projekt entstanden“, freut sich Seira Kerber von BENN Neu-Westend.

Gerade sind 300 weitere Masken fertig geworden. „Wir wollen bis zum Frühjahr noch 1000 Masken schaffen“, sagt Kerber. Die Masken werden in der Nachbarschaft verteilt. Neben Seniorenheimen bekommen auch Nachbarschaftshäuser und das Bezirksamt welche. Sie können auch unter nachbarschaftsmasken@gmail.com bestellt werden.

Fariba, Arezo, Hassan und Sayed Mohammad lassen die Nähmaschinen rattern und nähen fleißig Gesichtsmasken aus buntem Baumwollstoff.  | Foto: MORE THAN SHELTERS
In der Gemeinschaftsunterkunft werden die Masken im großen Stil produziert. | Foto: MORE THAN SHELTERS
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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