Rollende Typisierungsaktion
VKS und Steinecke machen sich gemeinsam stark gegen Krebs
Erstmals hat der Verein für Knochenmark- und Stammzellspenden (VKS) so etwas wie "aufsuchende Typisierungsarbeit" geleistet und mehr als 100 Filialen der Brotmeisterei Steinecke angesteuert. Eine Kooperation, die Schule machen sollte, wie Mitinitiatorin und Leukämie-Patientin Marisol Bohlig findet.
Ihre Geschichte bewegt. Die Berliner Woche hatte sie vor einem Jahr vorgestellt. 2014 bekam Marisol die Diagnose Blutkrebs. Sie rang mit dem Tod und hatte Glück, dass eine der Chemotherapien den hinterhältigen Zellen in ihrem Körper gar nicht schmeckte. Das Problem ist jedoch: Leukämie kann wiederkommen und es ist ein Segen für jeden Erkrankten, wenn er einen passenden Stammzellenspender findet, auch wenn es ihm aktuell gut geht.
Marisol hatte das immer auf dem Schirm. Sie wollte für den schlimmsten Fall gewappnet sein, suchte für sich selber und merkte dabei, wie sehr sie anderen bei der Suche helfen kann. Seitdem engagiert sie sich mit noch mehr Einsatz dafür, Menschen zum Typisieren zu bewegen. Mehrere Aktionen von und mit ihr waren so erfolgreich, dass Dietger Niederwieser, Leiter der Abteilung Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Leipzig und Präsident des Vereins für Knochenmark- und Stammzellspenden (VKS) in Dresden, auf sie aufmerksam wurde und ihr einen Job anbot: Marisol sollte dabei helfen, einen VKS-Stützpunkt in Berlin aufzubauen. Und das macht sie jetzt.
Neulich durchstöberte sie das Internet nach diesen merkwürdigen Ehrentagen, „um einfach wieder etwas in den sozialen Medien posten zu können“, wie sie sagt. Der „Tag des Brotes“ im Oktober hatte es ihr irgendwie angetan. Vielleicht auch, weil in der Karstadt-Filiale in der Wilmersdorfer Straße, wo mit Filialgeschäftsführer Torsten Dunkelmann ein großer Förderer wirkt, die Bäckerei Steinecke ihre Waren verkauft. Jedenfalls dachte Marisol an eine Kooperation mit der Kette. Womit sie nicht rechnete: „Die Chefin Katrin Steinecke war so begeistert und motiviert, dass sie mit der Typisierungsaktion nicht bis Oktober warten wollte“, sagt Marisol und lacht. „Als ich dann die Touren ausgetüftelt habe, habe ich erst realisiert, wie viele Filialen Steinecke hat und habe mir gedacht: Oh, das wird anstrengend.“
Nun ist es geschafft: Mehr als 100 Filialen in Berlin, Potsdam und dem Umland hat der VKS vom 17. bis 19. Juli im Zuge seiner ersten „Rollenden Typisierungsaktion“ angesteuert und einen Wangenabstrich von den Mitarbeitern und aufgeschlossenen Kunden gemacht. Die Kooperation zwischen der Brotmeisterei Steinecke und dem VKS war für Geschäftsführerin Katrin Steinecke etwas ganz Besonderes: „Wir sind stolz, dass wir mit dieser Aktion dazu beitragen können, den Kampf gegen die Krankheit Leukämie zu unterstützen“, sagte sie begeistert und ließ sich als erste für die Datei registrieren.
Als Marisol ihrem Vater von der Zusammenarbeit mit der Bäckerei erzählte, war der ganz aus dem Häuschen. „Er hat mir erzählt, dass Erich Steinecke ausgerechnet in dem 500-Seelen-Dorf Groß Sisbeck, in dem meine Eltern wohnen, seine erste Bäckerei aufgemacht hat. Das ist doch lustig.“ Die 26-Jährige freut sich aber in erster Linie über den Erfolg und hofft nun, dass sich die Aktion auch mit anderen Unternehmen machen lässt. Ihr selber geht es seit drei Jahren gut, sie ist „chemofrei“. Die Zeit ist ihre große Verbündete: „Nach fünf Jahren gilt man als geheilt.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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