Warten vor dem Standesamt
Wer im Bezirk heiraten will, braucht Geduld

Wer im Bezirk heiraten möchte, braucht Geduld und starke Nerven. Denn anders als in einigen anderen Bezirken müssen in Charlottenburg-Wilmersdorf die Termine zur Eheschließung persönlich vor Ort vereinbart werden. Stundenlanges Warten ist vorprogrammiert.

Der Bezirk sei ein beliebter Ort für Eheschließungen. In Bezug auf die Digitalisierung hinkt er jedoch anderen Bezirken hinterher, meint die FDP-Fraktion. Es sei „schlicht nicht mehr zeitgemäß, auf analoge Prozesse zu setzen, wenn digitale Lösungen das Leben vereinfachen können“. Daher fordert die Fraktion in einem Antrag eine „Digitalisierungsoffensive für das Standesamt“. „Wer heiraten möchte, muss exakt sechs Monate vor seinem Wunschdatum persönlich ab 6 Uhr morgens vor der Villa Kogge ausharren, bloß um lediglich das Wunschdatum zu reservieren“, so Felix Recke, Vorsitzender der FDP-Fraktion und Initiator des Antrages.

Arne Herz, Stadtrat für Bürgerdienste, sieht keine Veranlassung für eine Digitalisierungsoffensive. Seiner Ansicht nach hinke der Bezirk nicht hinterher, erklärt er auf Anfrage der Berliner Woche und führt aus, dass einige Bereiche bereits digitalisiert wurden, wie zum Beispiel der Bestellprozess für Urkunden.

Die Vergabe von Eheschließungsterminen sei aufgrund der Corona-Pandemie ebenfalls angepasst worden. Paare können eine Reservierung telefonisch vornehmen sowie per E-Mail und Online-Formular eine Anfrage stellen. Einen online-Kalender für die Reservierungen von Eheschließungsterminen, wie sie beispielsweise in den Bürgerämtern angewendet werden, gäbe es in keinem Berliner Standesamt, merkt Herz an. Auch Warteschlangen seien ihm nicht bekannt.

Warum nicht einfach online buchen?

Doch Recke weiß wo von er spricht. Er hat im Mai geheiratet. Für seinen Wunschtermin musste er sich im November des Vorjahres um 6 Uhr in der Früh vor dem Standesamt anstellen und gemeinsam mit 20 weiteren Heiratswilligen warten. Was die Online-Terminbuchung betrifft, so bestätigt zumindest das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, dass es die Möglichkeit gibt.

Die Aussage des Stadtrates findet Recke „merkwürdig“. Er versteht die Ablehnung nicht. Corona würde zeigen, dass es auch anders funktionieren kann. „Die Pandemie sollte zum Anlass genommen werden, eingefahrene Prozesse zu modernisieren“, sagt Felix Recke.

Der Antrag wurde schon im Ausschuss für Bürgerdienste einstimmig beschlossen und soll nun auf der Bezirksverordnetenversammlung am 17. Dezember verabschiedet werden.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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