Der Schein ist Sein
Am Hohenzollernplatz entsteht Lebensraum für Bienen
Unsere Leserin hat Recht: Wer ein schickes Schild mit der Aufschrift „Wildblumenwiese“ sieht – rund herum aber nur Erde anstatt bunter Blüten, der muss stutzen. Tatsächlich sieht der Mittelstreifen am Hohenzollerndamm, Höhe Hohenzollernplatz, nicht aus wie ein Paradies für Insekten.
Unsere Leserin hat sich nach eigenen Angaben ein wenig vorschnell empört, warum denn nur diese schönen Pflanzen – „da war auch Mohn dabei, sah wirklich nett aus“ – von einem Tag auf den anderen gemäht werden mussten, wo sich doch augenscheinlich das Treiben auf dem Mittelstreifen mit der Ankündigung auf dem Schild deckte. Deshalb ist ihr des Rätsels Lösung auch so unangenehm, dass sie namentlich nicht genannt werden möchte: „Das, was dort vorher stand, war Unkraut und für die Bienen nicht sonderlich attraktiv“, löste Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen), Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, auf. „Die Wildblumenwiese wird jetzt erst gesät. Zeitgleich mit der Rodung haben wir das Schild aufgestellt.“ Nun wissen also alle Bescheid.
Die Stadt wird „bestäuberfreundlicher“
Um einen aktiven Beitrag für die Förderung von Biodiversität zu leisten, hat die Deutsche Wildtier Stiftung gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin und den Bezirken das Programm "Mehr Bienen für Berlin – Berlin blüht auf" aufgelegt. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt, startete vor etwa einem Jahr und verfolgt das Ziel, die Stadt „bestäuberfreundlicher“ zu gestalten. Der Mittelstreifen am Hohenzollernplatz ist ebenso wie das Grün vor dem Schiller-Theater, die Wiese im Ruhwald-Park, der Mittelstreifen der Otto-Suhr-Allee vor dem Rathaus, die Wiese vor der Sporthalle an der Forckenbeckstraße, die Grünfläche vor dem Ufer am Tegeler Weg und der Seitenstreifen der Heerstraße einer der kleinen Areale, die durch artenreiche Blumenwiesen, Wildstauden und Nisthabitate bienenfreundlich gemacht werden sollen. Kürzlich sind zwei Bienenvölker auf dem Gelände des Olympiastadions eingezogen und auch am Halensee soll die Böschung neben der Liegewiese künftig Lebensraum für die vom Aussterben bedrohten und für den Menschen so wichtigen Wildbienenarten sein. Bienen sind in der Stadt auf dem Vormarsch und laut Paul Hartmann vom Verein Stadtbiene, der den Einzug und die Pflege der Bienenvölker zwei kräftige Steinwürfe von der Hertha aus entfernt organisiert, ist das gar nicht so unlogisch: „Hier gibt es zum Beispiel keine Pestizide.“ 1,5 Millionen Euro investiert der Senat in das Wildbienen-Programm, weitere 200 000 Euro steuert die Deutsche Wildtier Stiftung bei, damit Grünstreifen wie der am Hohenzollernplatz zum Lebensraum der Insekten werden. Nun braucht es nur noch Geduld.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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