Hoffnungsvolle Blicke gen Himmel
Hitzewelle: Bezirk kommt mit Bewässerung des Grüns kaum nach
Die Hitzewelle macht der Pflanzenwelt arg zu schaffen. Das Grünflächenamt des Bezirks kommt trotz zusätzlicher Arbeitskräfte und Finanzspritze des Senats mit dem Wässern des öffentlichen Grüns kaum nach. „Wir müssen Prioritäten setzen“, sagt Leiter Walter Schläger.
Dachdecker, Bauarbeiter, Fauna und Flora, alle ächzen unter der andauernden Hitze. Doch während Mensch und Tier aktiv selbst für Abkühlung sorgen können, sind die meisten Pflanzen auf Pflege angewiesen. Die Mitarbeiter des Grünflächenamtes sehnen den Regen herbei, denn streng genommen sind sie überfordert. Gut zwei Dutzend von ihnen – darunter vier eigens zu diesem Zweck eingestellten Hilfskräfte – schwärmen täglich aus, um zumindest die wertvollen, repäsentativen und sensiblen Staudenrabatten wie zum Beispiel am Roseneck und im Wilmersdorfer Volkspark sowie die pflegebedürftigen Bäume vor dem Austrocknen zu bewahren. „Das sind vor allem die drei- bis fünf Jahre alten Bäume“, sagt Schläger. „Sie fallen aus der zweijährigen Fertigstellungs- und Entwicklungspflege der Unternehmen raus, die sie gepflanzt haben, sind aber noch nicht ganz über den Berg.“ 100 Liter und mehr brauche ein Baum pro Bewässerungsdurchgang, je nach Größe der Baumscheibe. Zum Teil würden auch Wassersäcke für die sehr effektive Tropfbewässerung an die Stämme gehängt, so Schläger.
Stündlich gingen Meldungen ein, wo im Bezirk gerade Pflanzen dringend Wasser bräuchten. „Gut gemeint, aber wenig hilfreich“, sagt Schläger. „Wir kennen natürlich unsere Bestände und wissen, wo unser Einsatz am nötigsten ist.“ Wer wirklich helfen möchte, könne beim Wässern des eigenen Gartens den Schlauch gerne über den Zaun auf das öffentliche Grün halten. „Die Bürgerinitiative am Stuttgarter Platz rückt bewusst aus, um die Pflanzen in ihrem Kiez zu versorgen und hat uns um Schubkarren und Schläuche mit Zählern gebeten“, sagt Schläger. Rasenflächen würden gerade weniger berücksichtigt. "Der wächst ja auch innerhalb von sechs Wochen wieder nach."
Hilfe kam auch von der Senatsverwaltung, die den Bezirken jeweils 50 000 Euro Soforthilfe überwiesen hat. Schläger ist dankbar, vor allem weil das sehr unbürokratisch geschah. „Es ist streng genommen aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Nicht nur, dass die Zähler an den bezirklichen Hydranten, Friedhöfen und Sportanlagen heiß und die Wasserkosten aus dem Ruder liefen. „Es fallen eben auch zusätzliche Materialkosten an.“ Und obwohl sogar das Technische Hilfswerk den Bezirk unterstützt, gibt es im Grünflächenamt derzeit nur ein Thema. „Das Wässern fordert all unsere Kräfte“, sagt Schläger. Beschweren will sich der Amtsleiter aber nicht. „Hinterher ist man ja immer schlauer.“ Für ihn sei es wichtiger, aus der Hitzewelle Lehren für die Zukunft zu ziehen und sich zu wappnen. „Stichwort Klimawandel. Hitzewellen, Stürme, starke Regenfälle. Das sollte künftig im Haushalt berücksichtigt werden, in entsprechendes Material ist gut investiert.“
Aktuell bleibt Schläger und seiner 25 Mann und Frau starken Wasser-Task-Force nur, den täglichen Wetterbericht zu verfolgen und auf Regen zu hoffen. „Dann aber bitte nicht so stark, als würde man eine Badewanne über dem Baum auskippen. Vollgelaufene Keller bringen den Pflanzen nichts“, sagt Schläger. Drei Tage gleichmäßiger Regen, das wär’s.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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