Stadtgrün im Klimawandel
Kieze an den Klimawandel anpassen

Der Mierendorffplatz ist ein Gartendenkmal. Dennoch muss er für den Klimawandel fit gemacht werden. Eine Herausforderung.  | Foto: K. Rabe
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  • Der Mierendorffplatz ist ein Gartendenkmal. Dennoch muss er für den Klimawandel fit gemacht werden. Eine Herausforderung.
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In Zeiten des Klimawandels ist das Stadtgrün wichtiger denn je. Gesunde Bäume, Sträucher, Stauden und Wiesen können dabei helfen, das Klima zu verbessern und extremen Wetterverhältnissen wie Hitzewellen und Starkregen entgegenzuwirken. Kieze wie die Mierendorff-Insel müssen an den Klimawandel angepasst werden. Das erfordert neue Lösungen und Maßnahmen. Die allerdings sind nicht ohne Weiteres umzusetzen.

Der Kiez Mierendorff-Insel ist hoch verdichtet. Es gibt wenig Grün. Das Quartier klimafest zu machen, stelle den Bezirk vor große Herausforderungen, erklärt Jochen Flenker, Leiter des Fachbereiches Grünflächen, bei einem Spaziergang durch Grünflächen und Straßenzüge im Kiez. Er und Vertreter der Regenwasseragentur und des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) zeigten, wie das Stadtgrün für den Klimawandel fit gemacht werden kann und welche Hürden genommen werden müssen.

Für Maßnahmen wie Neupflanzungen von Straßenbäumen, Regenwassermanagement oder die klimagerechte Umgestaltung des Mierendorffplatzes sind Geld und Personal knapp. Dazu kommt, dass der Mierendorffplatz ein Gartendenkmal ist und hier nicht ohne Weiteres umgestaltet werden kann. Der Platz ist vor über 100 Jahren für Menschen geplant worden, die keinen eigenen Garten haben. „Damals wurden die Grünflächen verschwenderisch angelegt. Das stellt uns heute vor große Herausforderungen“, sagt Flenker und meint damit die aufwendige Pflege der Wiese und der Blumenbeete bei wenig Personal und begrenztem Budget.

Die Wiese auf dem Mierendorffplatz ist derzeit eine Oase für Insekten. Allerdings muss sie bald wieder kurz gemäht werden – das verlangt der Denkmalschutz.  | Foto: K. Rabe
  • Die Wiese auf dem Mierendorffplatz ist derzeit eine Oase für Insekten. Allerdings muss sie bald wieder kurz gemäht werden – das verlangt der Denkmalschutz.
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Die Wiese, die derzeit sehr hoch gewachsen ist, müsste nach den strengen Regeln des Denkmalschutzes kurz gehalten, also regelmäßig gemäht werden. Das ist kaum zu schaffen und zudem nicht sehr insektenfreundlich. Dazu kommt, dass es auf dem Platz keine schattenspendenden Bäume gibt. Die wurden rund um dem Platz gepflanzt. Es müssten Lösungen und Maßnahmen her, die einerseits den Platz als Denkmal erhalten und ihn andererseits auch fit für den Klimawandel machen. Eine Maßnahme wäre, die Wiesen auf dem Platz um zirka 20 Zentimeter abzusenken, um das Regenwasser sammeln zu können. Vorstellbar wäre auch, das Wasser von der Fontäne und den umliegenden Dächern zu nutzen. „Wir versuchen verschiedene Konzepte gemeinsam mit dem Denkmalschutz und der Regenwasseragentur zu erarbeiten“, sagt Jochen Flenker. Die Idee, den Springbrunnen mit einer Vernebelungsanlage zu versehen, wäre allerdings ein zu heftiger Eingriff.

Die Ideen und möglichen Maßnahmen hat der Bezirk in einem lokalen Klimaanpassungskonzept festgeschrieben, das zusammen mit Anwohnern und Fachämtern erarbeitet wurde. Darin ist unter anderem die Ilsenburger Straße als Paradebeispiel für eine klimagerechte Straße beschrieben. Die kleine Seitenstraße hätte das Potenzial, nach dem Konzept der „Blue-Green-Streets“ zu einer klimaangepassten und lebenswerteren Umgebung umgestaltet zu werden. Hier könnten weitreichende Maßnahmen im Sinne einer Schwammstadt greifen, so Flenker. Durch die Siedlungsbebauung kann hier das Regenwasser über die Dächer zurückgewonnen werden, die gepflasterten Gehwege ermöglichen die Versickerung und für neues Stadtgrün, sprich Bäume, ist genügend Platz vorhanden.

Bäume sind lebensnotwendig. Sie sorgen für Abkühlung und Sauerstoff. Daher sei es wichtig, mit sogenannten Zukunftsbäumen für ein besseres Klima zu sorgen, erklärt Markus Guhl, Hauptgeschäftsführer des BdB. Zukunftsbäume sind Bäume, die gut mit den Auswirkungen des Klimawandels klarkommen. 65 resistente Arten werden vom BdB den Grünflächenämtern empfohlen. Somit könne deutlich mehr Vielfalt in die städtischen Baumbestände gebracht werden. Heute bestimmen hauptsächlich heimische Arten wie Linde, Ahorn und Platane das Straßenbild. Diese Bäume sind nicht so gut an Klimaveränderungen angepasst. „Daher müssen heimische Arten durch nichtheimische Arten ergänzt werden“, sagt Guhl.

Um alle Ideen umsetzen zu können, müssen auch die Anwohner mit ins Boot geholt werden. Maßnahmen wie die Begrünung von Baumscheiben, Neupflanzungen von Bäumen oder die Umwandlung von Parkplätzen zu Parklets müssen gemeinsam erarbeitet werden. Ebenso sei es wichtig, die Bedeutung von Stadtgrün in Zeiten des Klimawandels zu vermitteln. „Wir brauchen mehr Stadtgrün. Das ist nicht verhandelbar“, betont Jochen Flenker.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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