Teurer Lernprozess
Sturmtief "Xavier" reißt Loch in den Etat des Grünflächenamts
Das Sturmtief „Xavier“ fegte im Oktober 2017 über Deutschland hinweg und hinterließ Chaos und Verwüstung. Jetzt hat das Bezirksamt den bisherigen Schaden beziffert: mehr als eine halbe Million Euro. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht.
Drei Tage lang wütete damals der Orkan, tötete bundesweit sieben Menschen, entwurzelte Bäume, zerstörte Rabatten und ließ Keller voll laufen. 2017 musste das Grünflächenamt 492 794 Euro für die Aufräumarbeiten ausgegeben, davon wurden 100 000 Euro von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz finanziert. Im laufenden Jahr hat das Land dem Bezirk noch einmal mit der gleichen Summe unter die Arme gegriffen. „Gut gemeint, aber zu wenig“, wertet Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) die Finanzspritzen.
Das Amt rechnet damit, dass die vollständige Beseitigung der Schäden noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. „Bisher haben wir uns ja nur auf die Baumstümpfe an den Straßen und unsere Verkehrssicherungspflicht konzentriert“, sagt der Stadtrat. 400 000 Euro der Kosten hat der Bezirk über seinen Etat für die Grünflächenpflege stemmen müssen. Der beträgt 1,9 Millionen Euro pro Jahr. „Das ist ein Fünftel, das muss die absolute Ausnahme bleiben.“
Unter der außergewöhnlichen Ausgabe würde schließlich die Alltagsarbeiten leiden – ein Umstand, der von der Bevölkerung wahrgenommen und kritisiert werde. Wie viele Cent pro Quadratmeter und Jahr braucht ein Bezirk für seine Grünflächenpflege? Nach dieser Logik erfolgen bis dato die finanziellen Zuweisungen. „Diese Logik greift nach einem derartigen Sonderereignis nicht mehr“, findet Schruoffeneger. Deshalb fordert er: „Es braucht einen Topf, aus dem schnell und verbindlich zusätzliche Mittel überwiesen werden können.“ Es helfe nämlich nichts, wenn die Unterstützung eineinhalb Jahre später komme. „Da sind mir meine Tulpen schon eingegangen“, überspitzt der Baustadtrat. Um die Dringlichkeit eines neuen Regulariums zu untermauern, weißt er auf die Ersatzpflanzungen hin, die „Xavier“ nötig macht: „Wir reden von 500 bis 700 Bäumen, deren Pflanzung und Pflege in den ersten drei Jahren jeweils mit 1500 bis 2000 Euro zu Buche schlägt.“ Mit seiner Forderung sei er übrigens nicht alleine. „Unter den Bezirken herrscht Einigkeit.“ Endlich lernen aus den extremen Wetterereignissen, das wünscht sich Schruoffeneger vom Senat.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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