New Blocks in the Kiez
Bündnisgrüne wollen den Autoverkehr in ausgewählten Vierteln minimieren

Die Initiative "Karl-August-Platz lebenswert" setzt sich für die Reduzierung des Durchgangsverkehrs ein. Viele Autofahrer nutzen zum Beispiel die Krumme Straße als Schleichweg zwischen der Kantstraße und der Bismarckstraße – nur dass sie dabei manchmal nicht unbedingt schleichen, sondern ordentlich auf die Tube drücken. | Foto: Matthias Vogel
  • Die Initiative "Karl-August-Platz lebenswert" setzt sich für die Reduzierung des Durchgangsverkehrs ein. Viele Autofahrer nutzen zum Beispiel die Krumme Straße als Schleichweg zwischen der Kantstraße und der Bismarckstraße – nur dass sie dabei manchmal nicht unbedingt schleichen, sondern ordentlich auf die Tube drücken.
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  • hochgeladen von Manuela Frey

Mit so genannten Kiezblocks möchten die Bündnisgrünen bestimmte Viertel im Bezirk für den motorisierten Durchgangsverkehr schließen. Vorlage zu dieser Idee lieferten andere Metropolen Europas.

Der Antrag für die BVV ist verfasst. Demnach soll das Bezirksamt prüfen, wo mehrere Häuserblöcke zu einem Kiezblock zusammengefasst werden können. Mit umlegbaren Pollern sollen die Zonen dann abgegrenzt werden. Ihre Motivation bezieht die Fraktion auch aus Impulsen aus der Bevölkerung. Sowohl der Nachbarschaftsinitiative „Karl-August-Platz lebenswert“ als auch der Stadtteilinitiative „Miteinander im Kiez“ am Leon-Jessel-Platz schwebt schon länger eine Reduzierung des Durchgangsverkehrs in ihrem Viertel vor. „An diese Inis treten wir heran, sie sollen in die Planungen einbezogen werden“, sagt Alexander Kaas-Elias, bündnisgrüner Fraktionssprecher für Mobilität. Auch die Radfahrer-Verbände ADCF und VCD sowie das Netzwerk "Fahrradfreundliches Charlottenburg-Wilmersdorf" werden eingeladen.

In Barcelona heißt ein ähnliches Konzept „Superblocks“, in London „Hollands“. Kaas-Elias ist sich sicher, dass die Berliner Variante ähnlich gut funktioniert. „Kiezblocks bieten die Chance, die Wohngebiete von Verkehrslärm und Abgasen zu befreien, indem der Autoverkehr auf ein Minimum reduziert wird. Die Aufenthaltsqualität der Quartiere wird verbessert. Alle Gebäude bleiben für Rettungsfahrzeuge, Müllabfuhr und Lieferverkehr sowie Anwohner erreichbar.“ Ein großes Plus sieht der bündnisgrüne Verordnete auch in der Finanzierung: „Poller und Einbahnstraßenschilder sind im Vergleich zu für den Bau von verkehrsberuhigten Bereichen nötigen Tiefbaumaßnahmen günstig.“

„Die Gespräche mit den Initiativen und Verbänden laufen bereits“, so Kaas-Elias. Die Linke und die SPD würde er in der BVV mit im Boot wähnen, wenn der Antrag auf das Tapet kommt. Gegenwind gibt es aber auch. Für die FDP-Fraktion sind die Kiezblocks zu viel des Guten. „Ich könnte mir zwar gut vorstellen, die Krumme Straße an Markttagen am Karl-August-Platz für Autos zu sperren“, sagt der Fraktionsvorsitzende Felix Recke. „Aber die Initiative dort würde ja gern dauerhaft den ganzen Bereich von der Kaiser-Friedrich-Straße bis zur Leibnizstraße zumachen. Dazu passen die Strukturen nicht. Viele Anwohner dort haben ein Auto, wollen zu ihren Wohnungen fahren und auch die entsprechenden Parkplätze vorfinden.“

Eine klare Abfuhr wird die CDU-Fraktion dem Antrag der Bündnisgrünen in der Bezirksverordnetenversammlung erteilen, in ausgewählten Quartieren Wohnblöcke zu Kiezblocks zusammenzufassen und sie mit Pollern von motorisiertem Durchgangsverkehr zu befreien.

Das sagte Gerald Mattern, verkehrspolitische Sprecher der Christdemokraten, kurz nach der jüngsten Fraktionsbesprechung. „Wir sind schon bereit, jeden Einzelfall zu prüfen. Aber es erscheint mir im Moment Mode zu sein, dass jeder unter dem Deckmantel der menschengerechten Stadt nur noch seins macht.“ An anderer Stelle habe er bereits mit Vertretern kleinerer Initiativen „den Strauß gefochten“, die in ihrem Kiez etwas umkrempeln wollten, dabei aber gar nicht die Meinung der Mehrheit vertreten würden. „Oft sind die Protagonisten dann nicht einmal im Kiez verortet.“ Den Antrag werde die CDU ablehnen. „Wir sind uns da einig, Maßnahmen wie Kiezblocks tragen zur Spaltung der Gesellschaft bei.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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