Fußgängerzone Tauentzien?
FDP-Forum: Bürger und Experten erörtern die Zukunft der City West
Unter der Überschrift „Zukunft der City West“ haben bei der zweiten Auflage des FDP-Bürgerforums mehr als 40 Bürger im Europa-Center mit Referenten aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik über Herausforderungen und Chancen der Innenstadt diskutiert. Ein Schwerpunkt war die Umwandlung des Tauentziens in eine Fußgängerzone.
Den Diskussionen an drei Thementischen waren drei Impulsreferate vorgeschaltet. Grünen-Baustadtrat Oliver Schruoffeneger machte deutlich, dass er sich bezüglich der Stadtentwicklung für die City West vor allem qualitativ hochwertigen Tourismus und eine stärkere Verknüpfung mit den Forschungsinstituten und der Messe Berlin wünscht.
Martin Germer, Pfarrer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, sprach zum Thema Sicherheit. Er zeigte sich sehr unzufrieden mit der gegenwärtigen Situation am Breitscheidplatz. Bei der Debatte um die Sicherung des Platzes vor Anschlägen müsse es immer auch darum gehen, die Interessen der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und des Umfelds zu berücksichtigen. Wegen der ständigen Debatte über die Sicherheit sei ein enormer Besucherrückgang der Kirche zu verzeichnen. Er kündigte auch an, sich gegen die Installation des Wortes „Berlin“ in großen Betonlettern, geplant direkt vor dem Gotteshaus, einzusetzen.
Der Vorstand der AG City, Klaus-Jürgen Meier, lobte die gute Entwicklung der City West aus wirtschaftlicher Sicht und warnte vor zu viel Pessimismus. Mit dem kürzlich gegründeten WerkStadtForum, dem Business Improvement District (BID) und den City Guides habe man weiter den Anspruch, dass die westliche Innenstadt Vorreiter in Sachen Einkaufsboulevard bleibe.
An den Thementischen wurde dann über die Tauentzienstraße als Fußgängerzone gesprochen, das Einkaufserlebnis auf Berlins Top-Einkaufsmeile bewertet und über die Sicherheitsmaßnahmen für den Breitscheidplatz debattiert. Grundsätzlich begrüßten die Anwesenden die Idee einer Fußgängerzone, um dem Boulevard wieder mehr Aufenthaltsqualität zu geben. Wichtig war den Bürgern jedoch, dass dies nur im Gleichklang mit einem Nutzungskonzept für die neu gewonnenen Flächen, dem Ausbau des ÖPNV und einem Parkleitsystem geschehe. Vor einer finalen Sperrung der Straße mache eine temporäre Sperrung der Tauentzienstraße Sinn, um die Auswirkungen zu testen. Bezüglich der Sicherheit wünschten sich Gäste generell mehr Polizeipräsenz in der City West und die Sicherung des Breitscheidplatzes in Form von Stadtmöbeln, etwa durch die von einem Brandenburger Start-up entwickelten „Protection Cubes“. Die durch Stahlseile verbundenen Beton-Quader können mit Holz vertäfelt und bepflanzt, als Mülleimer oder als E-Scooter-Ladestation genutzt werden.
Am „Wirtschaftstisch“ war man sich einig: Die Rahmenbedingungen für neue Wirtschaftszweige und Start-ups müssen verbessert werden.
Felix Recke, Vorsitzender der FDP-Fraktion in der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Abend und sieht nun politischen Handlungsbedarf: „Die Bürger wollen die City West aktiv mitgestalten. Jahrelang wurde versäumt, sie mit ins Boot zu holen. Die westliche Innenstadt muss historisch bewusst und zugleich mutig Vorreiterin für eine moderne, sichere und attraktive Großstadt werden, die sich nicht im Klein-Klein der Berliner Politik verliert.“
Die Idee einer temporären Schließung der Tauentzienstraße hat die FDP-Fraktion gleich in einen Antrag gegossen, der zunächst im Verkehrsausschuss der BVV behandelt werden wird. Darin wird das Bezirksamt aufgefordert, sich gegenüber der Senatsverwaltung für Verkehr, Umwelt und Klimaschutz und gemeinsam mit dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg dafür einzusetzen, dass die Tauentzienstraße über einen ausgewählten Zeitraum zwischen Joachimsthaler Straße und Wittenbergplatz als Fußgängerzone ausgewiesen wird.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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