Im Einsatz gegen Schulschwänzen
Ein Spezialteam des Neuköllner Jugendamtes soll Familien beraten und unterstützen
Neukölln startet ein Projekt, das einzigartig in Berlin ist. Ein fünfköpfiges Team geht auf Familien zu, deren Kinder die Schule schwänzen. Der Einsatz beginnt nach den Sommerferien.
„Schuldistanz“ ist der offizielle Begriff dafür, wenn Kinder und Jugendliche über einen längeren Zeitraum hinweg unentschuldigt dem Unterricht fernbleiben. Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) geht von rund 700 jungen Menschen aus, die ein solches Verhalten zeigen. Insgesamt gibt es im Bezirk knapp 30 000 Schüler. Nach Lieckes Erfahrungen sind die Ursachen vielfältig: negative (Schul-)Erfahrungen, nicht gelungener Übergang in die Grundschule oder in eine weiterführende Schule, wenig förderliche familiäre Verhältnisse, ein ungünstiges soziales Umfeld oder persönliche Eigenschaften des Schwänzers.
„Schuldistanz“ komme in allen Schulformen und auch Bevölkerungsgruppen vor. „Meist ist sie ein Ausdruck eines längeren Entwicklungsprozesses“, sagt der Stadtrat. Kein Aufwand sei zu groß, etwas dagegen zu unternehmen. Denn die Auswirkung auf Bildung, Karriere und das ganze Leben könne enorm sein. Das neue Team des Jugendamts soll daher tätig werden, wenn es eine „Schulversäumnis-Anzeige“ erhält, die nach fünf unentschuldigten Fehltagen ins Haus steht.
Angehörige mit ins Boot holen
Dann nimmt ein Mitarbeiter Kontakt mit den Eltern auf. Sprechen sie nur schlecht Deutsch, werden der Gemeinde-Dolmetsch-Dienst oder die Stadtteilmütter hinzugezogen. „Bei Bedarf gibt es dann bis zu sechs Monate eine enge Begleitung durch mein Team“, sagt Liecke. Die Angehörigen mit ins Boot zu holen, sei wesentlich. „Es besteht eine enge Verflochtenheit von Problemen in der Familie und der Schule.“
Die Mitarbeiter des Teams könnten den Müttern und Väter ohne aufwendige Antragsstellung Angebote unterbreiten. Beispielsweise sei es möglich, für sozialpädagogische Beratung und Unterstützung innerhalb der Familie zu sorgen. Oder sie wird an andere Fachleute vermittelt – an Familienzentren, Schuldner- oder Erziehungsberater. Außerdem werde es eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen und der Schulsozialarbeit geben.
Für das Schuldistanz-Team und weitere Angebote im Sozialraum erhält der Bezirk Neukölln 600 000 Euro pro Jahr aus dem sogenannten Flexi-Budget des Berliner Senats.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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