Skater, Sprüche und Füchse im Schnee
Bürgerstiftung kürt die besten Neukölln-Motive
„Unser Neukölln – Wem gehört Neukölln, wo fühlt ihr euch zu Hause?“ So war der diesjährige Fotowettbewerb der Neuköllner Bürgerstiftung überschrieben. Mehr als 100 Bilder wurden eingesandt. Bis Ende Juli sind sie alle in der Helene-Nathan-Bibliothek, Karl-Marx-Straße 66, zu sehen.
Es ist bereits der 17. Wettbewerb, den Ehrenamtliche der Stiftung, die ihren Sitz an der Emser Straße hat, auf die Beine gestellt haben. Eine Jury wählte die 13 schönsten aus. Sie werden den Titel und die Monatsblätter des Kalenders für das Jahr 2025 zieren. Die drei Erstplatzierten bekamen zudem 200, 150 und 100 Euro. Alle anderen freuten sich über Buchgutscheine.
Die unterschiedlichsten Motive können nun auf den Stellwänden am Bibliothekseingang betrachtet werden. Die ausgezeichneten Bilder sind – neben einigen anderen – an der Rampe Richtung Kinderabteilung ausgestellt. Dem Auge geboten wird eine bunte Mischung: grüne Oasen, Großstädtisches, Wasser, Straßen, Tiere, Menschen. Was die Veranstalter besonders freut: Mitgemacht haben nicht nur Erwachsene, die jüngsten Fotografinnen sind 13 und 15 Jahre alt.
Als die künftigen Kalenderfotos bei der Ausstellungseröffnung vorgestellt wurden, gab es einige kleine Geschichten zu hören. Das Siegerbild zeigt die Treptower Brücke, Häuser spiegeln sich im Neuköllner Schifffahrtskanal. Aufgenommen wurde es von Katrin Seidel bei einem Ausflug mit dem Kanu. Das aufblasbare Gefährt hatte sich die Rixdorferin gemeinsam mit ihrem Mann während der Corona-Zeit angeschafft. Dass sie bei der Tour keine ihrer Kameras dabei hatte und das Foto mit dem Handy schießen musste, findet sie bedauerlich. Die Wirkung und Qualität überzeugten die Jury trotzdem.
Andreas Wolff betitelte sein Foto mit „Unsere tierischen Nachbarn“. Ein Fuchs liegt eingerollt im Schnee, der andere schnüffelt neugierig herum. Aufgenommen hat Wolff die beiden vom Balkon seiner Wohnung in der Rollbergsiedlung aus. Die schönen Tieren vor der Haustür hätten ihn ein wenig damit versöhnt, dass seine Familie zuvor aus dem Schillerkiez „rausgentrifiziert“ worden sei, erzählte er. Auch Carla Botzenhardt brachte die Wohnungsmisere zur Sprache. Ihr Bild zeigt prachtvolle Krokusse im Anita-Berber-Park. Doch ihr falle immer wieder auf, wie nah hier Idyll und Not beieinanderliegen, sagte sie. Obdachlosen diene die Grünanlage als Nachtquartier.
Die Aufnahme „Rollerskate“ ist ganz in der Nähe, auf dem Tempelhofer Feld, entstanden. Andreas Woyke hatte zwei Freundinnen und einen Freund gebeten, für ihn auf Rollschuhen zu posieren. Eine fotografische Meisterleistung hatte er dabei nicht im Sinn, denn er wollte eigentlich nur die Analogkamera seines Großvaters ausprobieren.
Ein erstaunliches Bild steuerte Rolf Perder der Ausstellung bei. „Ein wilder Neuköllner“ hat er es genannt. Ein Raubvogel sitzt auf einer toten Krähe und schaut direkt in die Kamera. Geschehen und gesehen an der Rudower Kleestraße. Perder selbst findet das Bild technisch nicht perfekt, aber es habe eben sehr schnell gehen müssen, berichtete er.
Manchmal reicht es auch, einfach einen Spruch gut zu fotografieren. „Schön ist es hier nicht, aber bezahlbar“ ist auf der Treppe zum Kindl-Gelände zu lesen, in Szene gesetzt von Kristin Süß. „Berlin ist ein Stadtteil von Neukölln“ steht auf einer Hauswand an der Sonnenallee. Damit sicherte sich Marie Antonia Witzmann den zweiten Platz im Wettbewerb. Zum Lächeln regt auch die Aufnahme von Anne Christine Murphy an. Sie hat einen großen Stoffleoparden fotografiert, der, scheinbar völlig entkräftet, im Flughafenkiez auf der Straße liegt. Der Titel: Klimawandel.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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