Rote Laterne bei Bibliotheken
Linke schlagen Nutzung des alten C&A-Kaufhauses vor, aber es gibt Hürden
In Sachen Bibliotheken ist Neukölln im Bezirksvergleich das Schlusslicht. Die Linke-Fraktion in der BVV hat nun vorgeschlagen, das alte C&A-Gebäude an der Karl-Marx-Straße 95 in eine Bezirkszentralbibliothek umzuwandeln.
Die bezirklichen Bibliotheken haben die kürzesten Öffnungszeiten und die geringste Fläche pro Einwohner. Das Haupthaus in den Neukölln Arcaden ist mit 3000 Quadratmetern Fläche nur halb so groß wie es laut Berliner Bibliotheksentwicklungsplan sein sollte. Zweigstellen gibt es nur drei: in Britz, Rudow und der Gropiusstadt.
Immobilie in Privatbesitz
„Dass es ausgerechnet in einem Bezirk mit geringen Haushaltseinkommen und extrem hoher Kinderarmut an Bibliotheken fehlt, ist fatal. Vor allem für Kinder und Jugendliche, die in beengten Wohnverhältnissen leben, sind sie ein wichtiger Lernort“, sagt Susanka Sambefski (Die Linke). Ihre Parteikollegin Carla Aßmann fordert, dass für das C&A-Gebäude eine Bibliotheksnutzung festgeschrieben wird: „Der Bezirk muss anfangen, Brachflächen in bester Lage für öffentliche und soziale Zwecke zu nutzen.“ Doch die Immobilie ist in Privatbesitz. Das Kaufhaus schloss 2012, drei Jahre später kaufte es ein Investor. Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) sagt, der Eigentümer wolle zumindest einen Teil des Gebäudes abreißen und einen Neubau errichten – vor allem für Büros. Ob sich hier in absehbarer Zeit etwas bewegt, könne er nicht absehen.
Ortsteile besser versorgen
Prinzipiell votiere der Bezirk für Umbau statt Abriss. Weil das Gebäude im Sanierungsgebiet liegt, könne Einfluss auf die Nutzung genommen werden. So soll das Erdgeschoss dem Handel vorbehalten bleiben. Nicht möglich sei es dagegen, den Eigentümer zu verpflichten, Flächen für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung zu stellen.
Nichtsdestotrotz gebe es immer wieder Überlegungen, das Gebäude zur neuen Zentralbibliothek zu machen. Im Vorfeld wären eine Kosten-Nutzen-Analyse und eine Machbarkeitsstudie nötig. Aber der Standort in den Arcaden solle nicht leichtfertig aufgegeben werden, warnt Biedermann. Er sei zwar zu klein, habe aber eine gute Kosten-Leistungs-Bilanz. Wichtiger als eine neue Zentralbibliothek sei in den Augen des Bezirksamts die bessere Versorgung der Stadtteile. So gibt es in Buckow überhaupt keinen Standort.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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