Er war mit ganzem Herzen Neuköllner
Heimatvereinschef Hilmar Krüger ist Ende November mit 74 Jahren verstorben
Er kannte sich mit der Lokalgeschichte aus wie kein Zweiter: Hilmar Krüger war fast ein Jahrzehnt lang Vorsitzender des Neuköllner Heimatvereins. Ende November ist er im Alter von 74 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben.
Er wird dem Verein und seinen Mitgliedern schmerzlich fehlen. „Er war ein vielgefragter Gesprächspartner und vermochte es, seine Zuhörer- und Leserschaft für die Geschichte des einzigartigen Bezirks Neukölln zu begeistern“, sagt Helmut Menzel vom Vereinsvorstand. Krüger sei mit anderen Vereinen, Museen, Archiven und der Politik bestens vernetzt gewesen und habe seine Erlebnisse und Forschungsergebnisse in vielen Publikationen und Vorträgen öffentlich gemacht. Unvergessen bleibe beispielsweise sein Vorschlag, den Ortsteil Neukölln wieder in Rixdorf umzubenennen. Zuletzt setzte er sich für den Erhalt des Grabes von Emil Fischer auf dem Alten Friedhof der St.-Jacobi-Kirchengemeinde ein. Fischer hatte im Jahre 1920 den Neuköllner Heimatverein gegründet.
Viele Jahre lang arbeitete Hilmar Krüger als Polizeibeamter. Doch schon als Schüler mochte er Heimatkunde, Erdkunde und Geschichte am liebsten. Dass er aktiv in die Forschung und die Vereinsarbeit einstieg, ist dennoch einem Zufall zu verdanken. Zwei seiner Tanten, ehemalige Artistinnen, waren nach dem Krieg in die USA ausgewandert. Von dort erreichte ihn vor zehn Jahren die Bitte eines Cousins, mehr herauszufinden. Das brachte Krüger zur Karlsgartenschule an der Hasenheide, wo damals das Ausflugslokal „Karlsgarten“ stand, ein bekannter Treffpunkt für Artisten. Der Stein kam ins Rollen.
Auch dank seines phänomenalen Gedächtnisses galt Krüger als ein wandelndes Lexikon in Sachen Lokalgeschichte. Egal ob es um das Karstadthaus am Hermannplatz, den Schifffahrtskanal oder den Flughafen Tempelhof ging, er wusste immer detailreiche Geschichten zu erzählen. Mit dem Flughafen verband ihn besonders viel, denn er lebte als Kind und Jugendlicher im Schillerkiez. Am Zaun an der Oderstraße verbrachte er manche Stunde, um die startenden und landenden Maschinen zu beobachten.
Auch zu einem der spannendsten Kapitel in der Geschichte Berlins, zur Luftbrücke hatte er eine ganz persönliche Beziehung. Hilmar Krüger wurde am Ostersonnabend 1949 in der Hebammenanstalt am Mariendorfer Weg geboren. Das war der Tag, als die Amerikaner die größte Tonnage überhaupt auf dem Tempelhofer Flughafen einflogen. „Der Storch war bestimmt fix und fertig“, kommentierte Hilmar Krüger 2017 in einem Interview mit der Berliner Woche.
Der Heimatverein und viele Neuköllner, die ihn kannten und schätzten, trauern nun um „einen wunderbaren Menschen und eine herausragende Persönlichkeit“, wie es Helmut Menzel formuliert.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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