Was war 2023 in Neukölln los?
Veränderungen im Bezirksamt, Eröffnungen, Abschiede und einiges mehr
Das Jahr 2023 geht zu Ende. Was hat es für Neukölln gebracht, was ist passiert? Die Berliner Woche wirft einen Blick zurück.
Januar: In der Silvesternacht gibt es Ausschreitungen in der High-Deck-Siedlung. Polizisten werden angegriffen, ein Bus brennt aus. Die Flammen drohen auf ein Wohnhaus überzugreifen.
Seit Jahren ist Wohnungsbau auf einem entwidmeten, baumbestandenen Teil des Emmaus-Friedhofs geplant. Dagegen regt sich Widerstand. Der Bezirk reagiert und verfolgt das Bebauungsplanverfahren nicht weiter, die Berliner Forsten stufen das Areal wird als „Wald“ ein. Der Investor wendet sich an den Senat. Endgültig entschieden ist noch nichts.
Berlins fünfte und größte Wasserstofftankstelle öffnet im Tempelhofer Weg 102. Hier können sich kleine und große Fahrzeuge versorgen, die mit Brennstoffzellen betrieben werden.
Februar: Aus der Wiederholungswahl zur BVV geht die CDU als stärkste Fraktion hervor. Sie erreicht mit 27,2 Prozent gut zehn Prozent mehr als 2021. Die SPD verliert 4,6 Prozent und liegt nun bei 24,1 Prozent. Grüne und Linke verzeichnen geringe Verluste und vereinen auf sich 17,1 beziehungsweise 14,4 Prozent der Stimmen. Die AfD kommt auf 7,5 Prozent und die FDP auf 2,6 Prozent und ist damit nicht mehr in der BVV vertreten.
Die Dauerausstellung im Schloss Britz ist um eine Attraktion reicher. Es erwirbt ein Goldarmband mit dem Porträt Friedrichs II. Möglich machten das der Verein „Freunde und Förderer Schloss Britz“ und Einzelspenden.
Auf dem Grünstreifen an der Oderstraße pflanzt der Verein TinyForestBerlin seinen ersten Berliner Mini-Wald. Rund 90 Bäume und Sträucher werden in die Erde gebracht. Durch die gegenseitige Konkurrenz um Sonnenlicht sollen die Pflanzen sehr schnell wachsen.
März: Mit der Inbetriebnahme des Märchenbrunnens im Schulenburgpark beginnt die nasse Saison. Neun weitere Zierbrunnen im Bezirk folgen. Das Neue: Nicht mehr Werbefirmen, sondern die Berliner Wasserbetriebe tragen die Verantwortung für die plätschernden Anlagen.
Der Umbau der Hasenheide hat mit dem ersten Spatenstich begonnen. Sie soll dem Klimawandel besser trotzen können. Dafür hat der Bund fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die bis Ende 2025 verbaut werden müssen.
April: Bürgermeister Martin Hikel übergibt an der polnisch-ukrainischen Grenze Hilfsgüter für das ukrainische Perwomajsk. Bei der Finanzierung half eine Gala im Circus Mondeo: Dabei spendeten Neuköllner Unternehmen und Organisationen mehr als 20 000 Euro.
Das Bezirksamt konstituiert sich neu. Weil SPD und Grün an ihrer Zählgemeinschaft festhalten, bleibt Martin Hikel (SPD) Bürgermeister. Zu seinem Stellvertreter und Stadtrat für Ordnung wird Gerrit Kringel (CDU) gewählt. Gesundheit und Soziales geht an Falko Liecke (CDU). Weil der jedoch kurz darauf als Staatssekretär in den Senat wechselt, wird im Mai Hannes Rehfeldt gewählt. Karin Korte (SPD) bleibt Stadträtin für Bildung, Kultur und Sport und Jochen Biedermann (Grüne) Stadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr. Sarah Nagel (Die Linke) übernimmt das Ressort Jugend.
Mai: Im sanierten Haus Silbersteinstraße 3 werden Menschen leben, die ihre Wohnungen verloren haben. Das Angebot richtet sich an Senioren und Familien. Bei dem Projekt ziehen Bezirksamt, Gewobag und Gesellschaft mitHilfe GmbH an einem Strang.
Der Fuß- und Radweg zwischen Buckower Damm und Christoph-Ruden-Straße wird nach Wolfgang Seifert (1927-2015) benannt. Seifert war von 1965 bis 1989 der erste Rektor der Christoph-Ruden-Schule. Außerdem widmete er sich dem Malen und Zeichnen.
Lange haben die Britzer auf eine Grundschule am Koppelweg gewartet, nun wird der erste Spatenstich getan. Die barrierefreie Schule mit Dreifeld-Sporthalle soll 2025 fertiggestellt sein.
Juni: Anfang Juni feiern Buckow und Rudow ihr 650. Jubiläum. Beide Dörfer wurden zum ersten Mal 1373 in einer Urkunde des Markgrafen zu Brandenburg erwähnt.
Berlins erster Waldgarten wird neben dem Britzer Garten am Hochspannungsweg eröffnet. Er ist drei Hektar groß und besteht aus einem großen Gemeinschaftgarten mit Lernorten sowie Grün und Kleingärten.
Das Medienboard Berlin-Brandenburg zeichnet die 67 besten Kinos mit dem Programmpreis 2023 aus. Neukölln ist mit sechs Häusern dabei. Jeweils 10 000 Euro erhalten das Neue Off, das Rollberg und das Freiluftkino Hasenheide. An die Passage gehen 15 000 Euro. Über die Höchstprämie von 40 000 Euro freuen sich das Wolf-Kino und das IL Kino.
Juli: Nach knapp zwei Jahren will der Bezirk wieder sein Vorkaufsrecht für Häuser in Milieuschutzgebieten ausüben. Das Recht war Ende 2021 vom Bundesverwaltungsgericht beschnitten worden und gilt nur noch bei Leerstand oder starken Mängeln. Das trifft in den Augen des Bezirks auf die Weichselstraße 52 zu. Das Gebäude mit 21 Wohnungen geht wenig später an die Stadt und Land.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hakan Demir erreicht beim Ranking des Internetportals abgeordnetenwatch.de den Berliner Spitzenplatz. Grund: Er hat alle an ihn gestellten Bürgerfragen beantwortet. Viele wenden sich an ihn, unter den 736 Abgeordneten belegt er Platz 4.
August: In den vergangenen Wochen ist es zu Gewaltausbrüchen im Columbiabad gekommen. Der Sprungturm wird gesperrt, eine Woche schließt das Bad ganz, es gilt Ausweispflicht. Videokameras überwachen den Ein- und Ausgang.
Für das Grab von Werner Seelenbinder am Stadion Oderstraße übernimmt die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Verband der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ die Pflege. Sie setzt sich auch dafür ein, dass die lange versprochene Stele für den Widerstandskämpfer und besten deutschen Ringer der Vorkriegszeit aufgestellt wird.
Bernd Szczepanski legt nach langen Jahren sein Mandat als Bezirksverordneter nieder. Mitglied der Grünen ist der gelernte Verlagskaufmann seit über 40 Jahren, in der BVV seit 2006. Von 2011 bis 2016 war er Sozialstadtrat.
September: Das Gemeinschaftshaus Gropiusstadt feiert Geburtstag: Vor einem halben Jahrhundert hat es seine Türen für Bewohner der neuen Großsiedlung geöffnet.
Die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage zeigt: Der größte Anteil armer Kinder in der Hauptstadt wohnt in Neukölln. Während in Berlin durchschnittlich knapp ein Viertel aller Kinder in Familien aufwächst, die von Sozialleistungen abhängig sind, sind es in Neukölln mehr als ein Drittel. Überproportional betroffen sind Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren.
Oktober: Die Rathauskantine schließt. Der Betreiber hat wegen Unwirtschaftlichkeit gekündigt. Einen neuen Pächter zu finden, gestaltet sich schwierig.
Die Clay-Schule feiert ihre Eröffnung am Neudecker Weg. Drei Jahrzehnte lang mussten die mehr als 1000 Schüler in einem Provisorium am Bildhauerweg lernen, nachdem sie ihre alte Schule nach Asbestfunden verlassen hatten. In der Eingangshalle gibt es einen Gedenkort an ein NS-Zwangsarbeiterlager, das sich einst auf dem Grundstück befand.
Ende Oktober wurde das kleine Gebäude in der Nähe des Eingangs Herrfurthstraße nach Sanierung dem Trägerverein „Haus 104 Tempelhofer Feld“ übergeben. Genutzt wird es von Initiativen auf dem Feld.
November: Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) kündigt an, dass der erste Kiezblock Gestalt annehmen soll. Ziel ist es, den Durchgangsverkehr im Reuterkiez deutlich zu vermindern, beispielsweise mit Diagonalsperren und Einbahnstraßen.
Hilmar Krüger, der Vorsitzende des Neuköllner Heimatvereins, stirbt unerwartet im Alter von 74 Jahren. Mit ihm verliert der Bezirk einen großen Kenner der Lokalgeschichte.
Dezember: Das Gesundheitskollektiv (Geko) auf dem Kindl-Gelände wird drei Jahre lang mit mehr als 3,5 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert. Dort arbeiten Ärzte und Beratungsstellen im Sinne einer ganzheitlichen Versorgung Hand in Hand.
Der Starttermin für die ersten Parkbewirtschaftungszonen steht fest. Ab 1. Februar kostet das Autoabstellen im Reuterkiez und im Flughafen-/Donaukiez Geld. Anwohnern steht eine Vignette zu.
Senat und Polizei beschließen ein Böllerverbot rund um die nördliche Sonnenallee zwischen Friedel- und Tellstraße.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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