Ein Weg aus der Prostitution
Dreijähriges Modellprojekt hat in Neukölln Arbeit aufgenommen

Die erste Berliner „Ausstiegswohnung“ wurde vor wenigen Tagen in Neukölln eröffnet. Dort finden Frauen eine Unterkunft, die Wege aus der Armutsprostitution suchen. Träger der Einrichtung ist der Verein Neustart.

Wo genau die Wohnung sich befindet, wird nicht bekannt gegeben. Schließlich müssen die drei Frauen, die dort vorübergehend ein Zuhause finden, geschützt werden. Jede hat ein eigenes möbliertes Zimmer zur Verfügung. „Ein Großteil der Menschen, die aus der Prostitution raus wollen, sind alleine und müssen bei null anfangen. Eine erste, kurzfristige Unterkunft, Unterstützung beim Lebensunterhalt und begleitende Sozialarbeit bieten hier die Chance auf einen Ausstieg“, sagt Bürgermeister Martin Hikel (SPD).

In Berlin wird die Zahl der Prostituierten auf 6000 bis 8000 geschätzt. In den Medien kommen nicht selten sogenannte selbstbestimmte Sexarbeiterinnen zu Wort, die sich dafür einsetzen, dass die Prostitution als ganz normaler Beruf anerkannt wird und die gut von ihrer Tätigkeit leben können. Doch die Wirklichkeit sieht auch anders aus. Die Mehrheit der Frauen, etwa 80 Prozent, muss sich aus der Not heraus verkaufen oder wird nicht selten sogar mit Gewalt dazu gezwungen.

Die „Ausstiegswohnung“ ist ein dreijähriges Modellprojekt, das im Wesentlichen vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert wird. Drei Sozialarbeiterinnen des Vereins Neustart begleiten die ausstiegswilligen Frauen nicht nur während ihres Aufenthalts in der Wohnung, sondern auch danach. Ziel ist es, ihnen zu einem eigenverantwortlichen Lebensunterhalt fernab der Prostitution zu verhelfen.

Informationen zum Verein gibt es im Internet auf www.neustart-ev.de und unter Tel. 55 27 41 07 (das Telefon ist allerdings nicht ständig besetzt). Frauen, die Unterstützung brauchen, können aber auch im Schöneberger Kontaktcafé, Kurfürstenstraße 40, vorbeikommen. Geöffnet ist montags und dienstags von 13 bis 16 Uhr, montags zusätzlich von 19 bis 21 Uhr sowie freitags von 19 bis 21.30 Uhr.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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