Stadtrat will Minihäuser für Obdachlose
Hannes Rehfeldt spricht mit der Autobahn GmbH über mögliche Nutzung von Ausgleichsflächen
Matratze, Tisch, Chemietoilette und Feuerlöscher: So ist ein „Safe Place“ eingerichtet, ein Minihaus, in dem Obdachlose vorübergehend eine Bleibe finden. Sozial- und Gesundheitsstadtrat Hannes Rehfeldt (CDU) sucht derzeit nach geeigneten Standorten im Bezirk.
Im Auge hat er vor allem die „Ausgleichsflächen“, die die Autobahn GmbH für den Bau der A100 schaffen musste. Das sind im Wesentlichen der Carl-Weder-Park über dem Britzer Tunnel, der Anita-Berber-Park an der Hermannstraße und der grüne Schlauch an der nördlichen Buschkrugallee, direkt neben der Auffahrt Grenzallee. Diese Areale sind im Eigentum der Autobahn GmbH und die müsste ihr Okay für das Aufstellen der Wohnboxen geben. „Das ist sehr schwierig, aber es besteht zumindest eine Chance“, so Rehfeldt, der in diesen Tagen Gespräche mit den Verantwortlichen führt.
Fünf bis sechs Minihäuser schweben dem Stadtrat für den Anfang vor. Untergebracht werden könnten dort Menschen, die nicht in ein Wohnheim oder eine andere Einrichtung wollen oder können. In den „Safe Places“ wäre es für sie möglich, ruhig zu schlafen, ihre Sachen wegzuschließen und sich zu stabilisieren. „Ziel ist es, sie in die sozialen Leistungssysteme zurückzubringen, ihnen im besten Fall eine eigene Wohnung zu vermitteln“, so Rehfeldt. Zu ihrer Unterstützung würden sie von Sozialarbeitern betreut, die alle zwei Tage vorbeischauen. Davon könnten in den Augen des Stadtrats auch das Umfeld und nicht zuletzt die Anwohner profitieren. Denn die Klagen über Pöbeleien, Lärm, Drogen und Müll an bestimmten Orten häuften sich. „Es wäre ein Zeichen dafür, dass endlich einmal etwas passiert“, so Rehfeldt. Eine Anschubfinanzierung sei über das landeseigene „Netzwerk der Wärme“ möglich.
An anderen Berliner Orten stehen bereits etliche Schlafboxen. Hinter dem Ostbahnhof wurden Anfang des Jahres drei 3,50 Quadratmeter messende „Safe Places“ aufgebaut. Neu daran ist, dass dieses Projekt sowohl wissenschaftlich als auch von den Bezirksämtern Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln gemeinsam begleitet wird. Das Areal am Ostbahnhof ist in kommunaler Hand, dort soll in den kommenden Jahren ein Rathausbau für Friedrichshain-Kreuzberg errichtet werden. Das ist ein Glücksfall. Denn Art und Nutzung eines Grundstücks, auf dem die Boxen stehen können, spielen eine wesentliche Rolle. So sind ausgewiesene Grünflächen wie Parks dafür nicht geeignet, weil sie vorwiegend der Erholung dienen. Zumindest bestehe das Neuköllner Straßen- und Grünflächenamt strikt darauf, und das habe er zu akzeptieren, wenngleich er anderer Auffassung sei, sagt Rehfeldt.
Deshalb konzentriert er sich auf die Ausgleichsflächen, wo formal nicht der Erholungs-, sondern der Klimaaspekt im Vordergrund steht. Und deshalb lehnt er auch das Anliegen der linken Verordneten ab, die den Anita-Berber-Park gerne in kommunaler Hand wüssten. „Das ist gut gemeint, aber für ‚Safe Places‘ nicht hilfreich“, sagt er. Das habe er auch so im jüngsten Sozialausschuss erklärt. Dessen Mitglieder wollen nun die Gespräche zwischen Rehfeldt und der Autobahn GmbH abwarten.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.