Erfolgsmodell wird ausgeweitet
Neukölln ist Vorreiter im Umgang mit Kinder- und Jugendkriminalität

Neukölln macht Schule: Das Pilotprojekt der Arbeitsgruppe „Kinder- und Jugendkriminalität“ soll auf die ganze Stadt ausgeweitet werden. Berlins Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sagt, pro Jahr stünden dafür 2,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Angeschoben wurde das Projekt bereits im Jahre 2016 vom damaligen Neuköllner Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU), der heute Staatssekretär bei der Senatorin ist. Das Prinzip: Wird ein junger Mensch, zwischen elf und 17 Jahre alt, als Täter auffällig, kümmert sich eine Fachkraft des Jugendamts intensiv um ihn und seine Familie. Sie ist mit vielen anderen Akteuren vernetzt – mit Schule, Polizei, Jugendhilfe, Staatsanwaltschaft und, wenn nötig, Ausländerbehörde. Hält sich der Jugendliche regelmäßig in Einrichtungen wie Sportverein, Kirchengemeinde oder Freizeittreff auf, werden auch dorthin Kontakte aufgenommen.

Die Arbeitsgruppe „Kinder- und Jugendkriminalität“ analysiert, welche Faktoren beim kriminellen Verhalten des jeweiligen Jugendlichen eine Rolle spielen. Gibt es schlechte Vorbilder? Ist die ganze Familie in einer schwierigen Situation? Schwänzt der oder die Jugendliche die Schule – und wenn ja, warum? Dann werden Gegenmaßnahmen entwickelt, bei denen auch die Geschwister oder Freunde einbezogen werden können.

Nur wenige Abbrecher

Voraussetzung für eine Betreuung ist, dass die Familie im Vorfeld ihre Zustimmung zur Weitergabe der persönlichen Daten ihres Sohns oder ihrer Tochter geben. Von einem Erfolg darf gesprochen werden, wenn ein Jahr lang keine neuen Straftaten mehr verübt worden sind und der junge Mensch eine Perspektive hat, sprich ein Schulabschluss als relativ sicher gilt oder ein Ausbildungsvertrag geschlossen ist. Bisher wurden rund 100 gewalttätige Jugendliche betreut. Die Abbrecherquote ist mit elf Prozent gering.

„Dieses Erfolgsmodell hat großes Potenzial auch für andere Bezirke“, urteilt Katharina Günther-Wünsch. Deshalb werde es nun ausgeweitet. Das Geld dafür kommt aus dem Topf des Anti-Gewalt-Gipfels. Den hatte die damalige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) Anfang des Jahres einberufen. Anlass waren die Krawalle zum Jahreswechsel. Beschlossen wurde bei dem Gipfel, spürbar mehr finanzielle Mittel für Jugendsozialarbeit zur Verfügung zu stellen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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