Projekt feiert 20. Geburtstag
Stadtteilmütter beraten, informieren und unterstützen Familien mit Kindern

Die Neuköllner Stadtteilmütter haben am 9. Oktober ihren 20. Geburtstag in der Philipp-Melanchton-Kirche am Kranoldplatz gefeiert. Was im Bezirk Neukölln 2004 als kleine Initiative des Diakoniewerks Simeon begann, hat sich inzwischen zu einem Erfolgsrezept für ganz Berlin entwickelt.

Das Prinzip: Frauen, die selbst Mütter sind und einen Migrationshintergrund haben, nehmen an sechsmonatigen Schulungen teil. Dort lernen sie viel über Erziehung, Bildung, Ernährung und Gesundheit. Dabei erfahren sie auch, welche Anlauf- und Beratungsstellen es im Bezirk gibt. Dieses Wissen geben sie an Familien mit Kindern bis zu zwölf Jahren in ihrer Community weiter. Dank der gemeinsamen Muttersprache haben sie einen besseren Zugang zu ihnen, als ihn eine Behörde haben könnte. Längst werden mehr als die anfänglich vorherrschenden Sprachen Arabisch, Türkisch und Kurdisch geboten. Die Palette reicht heute von Albanisch und Urdu über Englisch und Rumänisch bis Spanisch und Hindi.

Ständig sind mehrere Dutzend Stadtteilmütter in Neukölln unterwegs. Sie gehen in Kindertagesstätten, Schulen, Familienzentren oder auf Spielplätze und sprechen dort mit Eltern. Sie bieten ihre Begleitung zu Arzt- oder Behördenterminen an und helfen bei der Orientierung im Ämterdschungel. Im Laufe der Jahre haben die Frauen, die an ihren roten Schals zu erkennen sind, zudem mehr als 17 000 Familien jeweils mindestens zehnmal zu Hause besucht.

Vielfältig engagiert

Aber auch außerhalb der Communitys sind etliche der Stadtteilmütter aktiv. Sie sitzen in Quartiersmanagment-Beiräten, engagieren sich in Vereinen, sind Elternvertreterinnen in den Schulen ihrer Kinder oder bieten Stadtführungen an. In den vergangenen 20 Jahren haben sich rund 500 Frauen weitergebildet. Doch oft genug musste das Projekt – trotz zahlreicher Auszeichnungen – um seine Finanzierung bangen. Damit ist seit 2020 Schluss. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten alle Stadtteilmütter nur auf Zeit und im Rahmen von Beschäftigungsmaßnahmen gearbeitet. Dann entschloss sich das Land Berlin zu einer langfristigen Sicherung. Seitdem ist zumindest rund die Hälfte der Frauen über ein Landesprogramm der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie fest angestellt und wird nach Tarif bezahlt.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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