Die Ziele des Armutsbeauftragten
Thomas de Vachroi wendet sich mit einem offenen Brief an die Gemeinden
Thomas de Vachroi hat Anfang des Jahres seine Stelle als Armutsbeauftragter des evangelischen Kirchenkreises Neukölln angetreten. Nun hat er sich mit einem offenen Brief an alle Gemeinden gewandt, um sich und seine Ziele vorzustellen.
Wie berichtet, leitet Thomas de Vachroi seit etlichen Jahren das Wohnprojekt Haus Britz an der Buschkrugallee, er zeichnet für die Tee- und Wärmestube in der Weisestraße 34 verantwortlich und ist bereits seit 2017 Armutsbeauftragter im Diakoniewerk Simeon. Nun kann er seinen Wirkungskreis ausweiten. Und er hat viel vor. Sein Traum ist ein Zentrum für Obdachlose. Sie könnten beispielsweise in ehemaligen Flüchtlingsunterkünften leben. Ansprechpartner wären vor Ort, um zu betreuen, zu beraten und Unternehmungen anzubieten.
„Wie wäre es, mobile Dusch- und Toilettenwagen aufzustellen und die Standorte regelmäßig bekanntzugeben? Das würde sich schnell herumsprechen“, reißt er ein weiteres Thema an. Das trüge auch zur besseren medizinischen Versorgung bei. Denn momentan hielten etliche Ärzte Menschen, die auf der Straße leben, nicht für „praxistauglich“. „Aber wo sollen sie sich denn waschen, wo die Kleidung wechseln oder auch nur ihre Notdurft erledigen? Die 50 Cent, die in öffentlichen Toiletten verlangt werden, können sich die meisten nicht leisten“, so de Vachroi.
Schon vor Monaten hat er außerdem in einer Online-Petition an die Landwirtschaftsministerin gefordert, dass alle Supermärkte ihre überschüssigen Lebensmittel an soziale Einrichtungen abgeben müssen. „Frankreich und Tschechien machen es vor. Es kann nicht so weitergehen, dass Millionen Tonnen Nahrung weggeworfen werden.“ Die Märkte sollten Verträge mit Einrichtungen schließen und die Lebensmittel dorthin bringen. Im Gegenzug sparten sie die hohen Entsorgungskosten.
Ein weiteres Problem seien die vielen Obdachlosen aus Osteuropa, die in Berlin gestrandet sind und kein Recht auf Sozialleistungen haben. „Entweder wir sorgen dafür, dass sie würdevoll in ihr Heimatland zurückkehren können, oder wir versorgen sie mit Nahrung, Kleidung und medizinischer Hilfe“, meint de Vachroi. Es müssten mehr Verträge mit Botschaften, aber auch auf EU-Ebene geschlossen werden, damit zumindest Sozialarbeiter oder Sprachmittler aus den Heimatländern kommen. „Dann könnten wir gemeinsam erst einmal herausfinden, wo die Schwierigkeiten des Einzelnen liegen.“
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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