Wette für die Kältehilfe war ein voller Erfolg
Viele Menschen brachten Kaffee für Obdachlose in ihre Rathäuser
Zwei Einzelhändler haben vier Bürgermeister und eine Bürgermeisterin zur Kaffeewette herausgefordert – und zur großen Freude aller haushoch verloren. Insgesamt 9424 Päckchen Pulver und Bohnen kamen zusammen. Davon profitieren nun obdachlose Menschen, die in Kältehilfe-Einrichtungen übernachten müssen.
Doch nicht nur die Versorgung mit warmen Getränken ist für die Wintersaison gesichert. Obendrauf gab es pro Bezirk den Wetteinsatz von 2500 Euro, der ebenfalls der Kältehilfe zugutekommen soll. Die symbolischen Schecks überreichten Michael Lind und Ralf Oelmann, die in Neukölln, Tempelhof-Schöneberg, Lichtenberg, Spandau und Reinickendorf Supermärkte betreiben. Die beiden hatten gewettet, dass die Bezirksoberhäupter es nicht schaffen, innerhalb von zwei Wochen 500 Packungen Kaffee in ihren jeweiligen Rathäusern zu sammeln.
In Neukölln lief die Wette dank der Großzügigkeit von Michael Lind schon das sechste Mal. Lind war es auch, der die Aktion nach Reinickendorf ausweitete, das zum dritten Mal teilnahm. Für die anderen Bezirke, in denen Ralf Oelmann tätig ist, war die Aktion eine absolute Premiere. Spannend wurde es, als am 21. Januar die Ergebnisse bei der Kältehilfe der gemeinnützigen Gesellschaft Kubus in Neukölln verkündet wurden. Denn zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, wie die anderen abgeschnitten hatten. Wer konnte das Rekordergebnis für seinen Bezirk verbuchen?
„Ich habe trotz Nachfragen vorher kein Wort verraten, schließlich standen wir in Konkurrenz“, sagte Reinickendorfs Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU). „Die Fünf vorne haben wir erreicht, so viel kann ich sagen, sonst wäre ich gar nicht gekommen“, ließ Lichtenbergs Bezirkschef Martin Schaefer (CDU) im Vorfeld verlauten. Und Bürgermeister Jörn Oltmann (Bündnis 90/Die Grünen) mit Sitz im Rathaus Schöneberg hatte sogar noch eine interne Wette mit seinem Stellvertreter Matthias Steuckardt (CDU) mit Sitz im Rathaus Tempelhof zu laufen. Der Verlierer sollte aus eigener Tasche mehr Geld an einen Träger der Kältehilfe zahlen. „Schöneberg liegt vorne“, sagte Jörn Oltmann.
Dann wurden die konkreten Zahlen bekannt gegeben. Weit vorne rangiert Reinickendorf mit 3051 Päckchen. Der Riesenvorsprung ist unter anderem einer Spende der Kafferösterei Westhoff zu verdanken. Es folgt Spandau mit 2304 Päckchen, Neukölln mit 1726, Tempelhof-Schöneberg mit 1666 und Lichtenberg mit 677 Paketen. Auch in Neukölln gab es ein großzügiges Geschenk von der Firma JDE Peet’s, das die Jacobs Krönung im Bezirk röstet und pro Mitarbeiter zwei Päckchen spendete, insgesamt 800 Stück.
Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel (SPD) bedankte sich und sagte, es sei für ihn „total bewegend“ gewesen, wer sich alles an der Aktion beteiligt habe. „Parteien, Kitas, Elternvertreter, Schulen, das ist ziemlich großartig“, so Hikel. Das konnten die anderen nur bestätigen. Frank Bewig (CDU) aus Spandau berichtete, er sei mehrfach auf der Straße angesprochen worden und bezeichnete die Kaffeewette als „absolute Erfolgsgeschichte“.
Das Bürgermeister-Quintett war sich einig, Ende 2025 wieder mitzumachen. Die „Gewinnerin“ Emine Demirbüken-Wegner stellte allerdings eine Bedingung: Sie will das nächste Mal Gastgeberin der Übergabeaktion sein. Und die „Verlierer“ gaben sich keinesfalls frustriert, sondern kämpferisch. „Wir werden unser Ergebnis 2026 toppen“, so Jörn Oltmann. Martin Schäfer legte einen drauf: „Nächstes Jahr geben wir Vollgas. Zieht euch warm an, Kollegen!“ Übrigens haben bereits weitere Bezirke ihr Interesse an der Kaffeewette angemeldet.
Bei aller Freude über das tolle Ergebnis wies Kubus-Geschäftsführer Siegfried Klaßen darauf hin, dass Hilfe auch im Sommer gebraucht wird. Gute Erfahrungen hat er in dieser Saison gemacht, denn die Neuköllner Notübernachtung für 25 Männer konnte dank Sondermittel ausnahmsweise schon Mitte August öffnen. „Wir waren jeden Tage voll belegt“, so Klaßen.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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