Grünausgleichsfläche auf Vorrat
Neuköllner Bezirksamt will mit Pilotprojekt Bebauungsplanverfahren beschleunigen
Wenn ein Investor baut und Boden versiegelt, muss er für einen grünen Ausgleich sorgen – möglichst ganz in der Nähe. Doch in Neukölln sind die Flächen dafür knapp. Deshalb geht der Bezirk jetzt neue Wege und schafft nun in einer Kleingartenanlage ökologisch wertvolle Bereiche.
Das Pilotprojekt startet in der Kolonie „Britzer Wiesen“ am östlichen Ende der Parchimer Allee. Mit im Boot ist neben dem Bezirksverband der Kleingärtner der Landschaftspflegeverband Berlin-Süden. Die Experten haben die Anlage bereits genauer unter die Lupe genommen und geschaut, wie sie so umgestaltet werden kann, dass alle etwas davon haben. Sprich: Nicht in einzelnen Parzellen wird sich etwas tun, sondern auf Wegen, einem bisherigen Parkplatz, auf Grünstreifen am Rand – alles Bereiche, die öffentlich zugänglich sind.
Dort werden bisherige Hecken gegen heimische Arten ausgetauscht, die Insekten und Vögel anlocken, Teile von Asphaltwegen verschwinden, damit Regenwasser versickern kann, vielleicht wird auch eine kleine Streuobstwiese oder ein Trockenrasen angelegt. Die Arbeiten und die Finanzierung übernimmt der Landschaftspflegeverband. Er garantiert auch die Pflege für die nächsten 25 Jahre. Dieses Gesamtpaket kann ein Investor, der bauen möchte und zum Grünausgleich verpflichtet ist, dann „kaufen“. Der Bezirk ist so in der Lage, ein Projekt zu präsentieren, das er „auf Vorrat“ geschaffen hat.
Bisher gestaltete sich die Suche nach einer möglichen Grünausgleichsfläche häufig schwierig, wenn ein konkretes Bebauungsplanverfahren anstand. „Nun haben wir die Möglichkeit, die Maßnahmen in der Kleingartenanlage einem geeigneten Bebauungsplanverfahren zuzuordnen und es so zu beschleunigen“, so Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen). Vorteile hat folglich auch der Bauherr. Das Verhältnis von neu zu versiegelnder Fläche und Grünausgleich wird übrigens nicht Pi mal Daumen festgelegt. Es existiert ein System aus „Wertpunkten“, das eine genaue Zuordnung möglich macht.
Ob das Beispiel Britzer Wiesen Schule macht, soll sich bald zeigen. „Anhand dieser Anlage wird das Ganze zum ersten Mal durchbuchstabiert. Aber natürlich müssen wir in Zukunft immer jeden Fall einzeln betrachten“, so Stadtrat Jochen Biedermann.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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