Immer mehr Sperrmüll auf den Straßen
Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel verteilt Preisschilder bei einem Rundgang durch den Schillerkiez
Es mutet an wie eine Sisyphusarbeit, eine mühsame Arbeit, die nie zum Ziel führt. Dennoch: Wie seine Vorgängerin Franziska Giffey unternimmt Bürgermeister Martin Hikel (SPD) immer wieder Versuche, um den Sperrmüllmassen auf den Straßen und in Grünanlagen Herr zu werden. Dieses Mal hatte er riesige Preisschilder im Gepäck.
In Neukölln wird mehr illegaler Müll von der Berliner Stadtreinigung (BSR) entsorgt als in jedem anderen Bezirk. Im vergangenen Jahr waren es 10 745 Kubikmeter; gleichzeitig hat das Ordnungsamt mehr als 14 000 Meldungen bearbeitet – beides ein neuer Rekord. Die öffentliche Hand muss für das Abtransportieren tief in die Tasche greifen, rund 1,2 Millionen Euro werden jährlich fällig. „Das Geld würde ich lieber in Schulen, Spielplätze oder Parks investieren. Ich bin es leid, dass einige wenige die ganze Nachbarschaft mit ihrem Müll drangsalieren“, sagt Martin Hikel. Ausgedientes gehöre auf den Recyclinghof oder könne zu einem der Sperrmüllmärkte gebracht werden, die regelmäßig in Neukölln stattfinden.
Um auf die hohen Kosten der Entsorgung aufmerksam zu machen, war der Bürgermeister am 9. August im Schillerkiez unterwegs und hat ein Meter große Preisschilder an Müllhaufen angebracht – inklusive Informationen auf Deutsch, Türkisch, Arabisch und Englisch. Bei den auf den Tafeln angegebenen Kosten von 375 Euro handelt um einen ermittelten Wert, der bei einer klassischen Halde mit Matratze, Kühlschrank und Fernseher entsteht. Tatsächlich jedoch berechnet die BSR die entsorgte Menge pro Kubikmeter.
Das Bezirksamt hat schon vor Jahren die Kampagne „Schön wie wir“ ins Leben gerufen, die mit allerlei Aktionen für mehr Sauberkeit wirbt und für mehr Ordnung sorgen will. Außerdem gibt es sechs „Kiezhausmeister“, die rund um die Müllentsorgung informieren und beraten. Sie organisieren auch die Sperrmüllmärkte und verleihen kostenlos Lastenräder für den Weg zum Recyclinghof. An Schwerpunkten wie dem Mittelbuschweg, der Thomasstraße und dem Mittelweg kontrolliert das Ordnungsamt auch in Zivil und zu später Stunde, um Umweltsünder aufzuspüren. Das sind übrigens nicht nur Privatleute, sondern auch Firmen, die ihre Baumaterialien abstellen, oder Entrümpler, die ihren Kunden zuvor für den angeblichen Weg zum Recyclinghof Geld abgeknöpft haben.
Bürgermeister Martin Hikel appelliert an alle Neuköllner, noch stärker die App „Ordnungsamt Online“ zu nutzen. Damit können sie Meldungen über Sperrmüll ans Amt schicken, die an die Müllentsorger von der Berliner Stadtreinigung weitergeleitet werden.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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